Kalebassen
EMK/4/t023
Die Frucht des Flaschenkürbisses (Lagenaria) - die Kalebasse (el-cy: kolodschin // tr-cy: su gabağı) - fand in Zypern vielerlei Verwendung. Getrocknet und nach der Entfernung des trockenen Fruchtfleisches und der Samen diente sie aufgeschnitten als Trinkbecher, als Behälter für verschiedene Lebensmittel oder Besteck, als Schöpfer, mit Löchern versehen als Seihlöffel etc. Zur Aufbewahrung und Beförderung von Getränken, insbesondere Wein, wurde sie mit Pech ausgelassen, was diesem einen charakteristischen Geschmack verlieh. In kleineren Flaschenkürbissen führten die Jäger ihr Schießpulver mit.
Der Flaschenkürbis hat meistens einen vom Bauch deutlich abgesetzten geraden Hals, aber auch zweibauchige Früchte oder solche mit gebogenem Hals kommen vor. Die getrocknete und ausgehöhlte Fruchtschale eines länglichen Kürbisses mit fließendem Übergang von Bauch zu Hals wurde als Resonanzkörper von Saiteninstrumenten verwendet. Aus der Literatur ist bekannt, dass durch das Anbringen von Brettchen das Wachstum der Frucht in die gewünschte Richtung beeinflusst wurde.
In Zypern haben Männer Kalebassen mit Einritzungen verziert. Diese wurden mit Messern, seltener Nägeln oder Nadeln in die noch nicht getrocknete und ausgehärtete Frucht gemacht. Neben geometrischen Mustern waren menschliche Figuren, Tiere, Schiffe, Szenen des täglichen Lebens, Schriftzeichen, Pflanzen, Heiligen- und Heldendarstellungen, Protagonisten des griechischen Befreiungskrieges, Szenen aus Mythen etc. verbreitet. Im Osten der Insel wurden zudem Glasperlen in die Fruchtschalen eingesetzt. Der Schnitzer hat sein Werk gelegentlich datiert und mit seinem Namen oder seinen Initialen signiert. Die Kalebassen wurden mit Öl vermischt mit Ruß oder Schießpulver eingerieben, danach hoben sich die Einritzungen deutlich von der hellen Farbe der getrockneten Frucht ab. Mit dem Alter und durch den Gebrauch entwickelten die Kalebassen eine dunkel-honiggelbe bis kastanienbraune Patina. Auf die Wandregale gestellt, waren sie eine Zierde des Hauses. Sie hatten darüber hinaus auch eine soziokulturelle Bedeutung. Beispielsweise wurden in verschiedenen Regionen Zyperns die Gäste mit Kalebassen, die mit Wein gefüllt waren, zu einer Hochzeit eingeladen. Gelegentlich wurde zudem ein speziell zu diesem Zweck gebackenes ringförmiges Brot darauf gesteckt.
In den ausgehenden 1980er- und beginnenden 1990er-Jahren, als die Sammlung Krpata angelegt wurde, wurden Flaschenkürbisse in Zypern in den unterschiedlichsten Techniken gestaltet und verwendet. Vieles davon fand Eingang in die Sammlung:
in der überlieferten Weise geritzt und die Tradition fortschreibend: geometrische Muster (EMK/4.537, EMK/4.539, EMK/4.540), Darstellungen aus dem täglichen Leben (EMK/4.411), von Kriegshelden 1821 (EMK/4.409) und Personenporträts (EMK/4.410, EMK/4.474);
neue Bemusterungstechniken: mit Brandmalerei bemalt (EMK/4.475, EMK/4.538, EMK/4.548), mit Briefmarken (EMK/4.407) oder anderen Bildchen (EMK/4.408) beklebt und bemalt (EMK/4.406, EMK/4.473, EMK/4.541);
individuell gestaltete Unikate: in eine Kalebasse eingepasste Parfumflasche (EMK/4.441), zu einem Aschenbecher (EMK/4.439) verarbeitet.
Holz wurde in der Form von Kalebassen gedrechselt und zu kleinen Ziergegenständen (EMK/4.476) oder Schlüsselanhängern (EMK/4.477) verarbeitet. Sie gelangten in den Souvenirhandel, wurden aber auch von Zyprioten erworben und verwendet. Die rezente Funktion der Kalebassen beschränkt sich im Wesentlichen auf die als Ziergegenstand. Eine Ausnahme ist der aus einer Kalebasse gefertigte Schöpfer (EMK/4.528) der Bäuerin Kallistheni Chatzistylli, den sie am 14. Oktober 1989 in Gerakies, einem Dorf im Troodos-Gebirge, für die Museumssammlung hergestellt hat. Sie selbst verwendete solche Kellen bei der Verarbeitung von Traubensaft. An ihre einstmals wichtige Funktion als Trinkflaschen (EMK/4.513, EMK/4.521) erinnern die aus Kunststoff hergestellten Flaschen in Kalebassenform (EMK/4.519), die 1988 in Limassol beim Weinfest ausgegeben wurden, die Keramikflaschen mancher im Handel erhältlicher Spirituosen (EMK/5.291) und jene für Trinkwasser (EMK/5.290).
Die zusammengetragenen Kalebassen der Sammlung Krpata sind ein abgerundetes Konvolut, das die damalige Verwendung und Dekorationsarten umfassend dokumentiert. Heute ist die Vielfalt diesbezüglich deutlich zurückgegangen und mitunter sind aus Asien importierte verzierte Kürbisse anzutreffen.
Der Flaschenkürbis hat meistens einen vom Bauch deutlich abgesetzten geraden Hals, aber auch zweibauchige Früchte oder solche mit gebogenem Hals kommen vor. Die getrocknete und ausgehöhlte Fruchtschale eines länglichen Kürbisses mit fließendem Übergang von Bauch zu Hals wurde als Resonanzkörper von Saiteninstrumenten verwendet. Aus der Literatur ist bekannt, dass durch das Anbringen von Brettchen das Wachstum der Frucht in die gewünschte Richtung beeinflusst wurde.
In Zypern haben Männer Kalebassen mit Einritzungen verziert. Diese wurden mit Messern, seltener Nägeln oder Nadeln in die noch nicht getrocknete und ausgehärtete Frucht gemacht. Neben geometrischen Mustern waren menschliche Figuren, Tiere, Schiffe, Szenen des täglichen Lebens, Schriftzeichen, Pflanzen, Heiligen- und Heldendarstellungen, Protagonisten des griechischen Befreiungskrieges, Szenen aus Mythen etc. verbreitet. Im Osten der Insel wurden zudem Glasperlen in die Fruchtschalen eingesetzt. Der Schnitzer hat sein Werk gelegentlich datiert und mit seinem Namen oder seinen Initialen signiert. Die Kalebassen wurden mit Öl vermischt mit Ruß oder Schießpulver eingerieben, danach hoben sich die Einritzungen deutlich von der hellen Farbe der getrockneten Frucht ab. Mit dem Alter und durch den Gebrauch entwickelten die Kalebassen eine dunkel-honiggelbe bis kastanienbraune Patina. Auf die Wandregale gestellt, waren sie eine Zierde des Hauses. Sie hatten darüber hinaus auch eine soziokulturelle Bedeutung. Beispielsweise wurden in verschiedenen Regionen Zyperns die Gäste mit Kalebassen, die mit Wein gefüllt waren, zu einer Hochzeit eingeladen. Gelegentlich wurde zudem ein speziell zu diesem Zweck gebackenes ringförmiges Brot darauf gesteckt.
In den ausgehenden 1980er- und beginnenden 1990er-Jahren, als die Sammlung Krpata angelegt wurde, wurden Flaschenkürbisse in Zypern in den unterschiedlichsten Techniken gestaltet und verwendet. Vieles davon fand Eingang in die Sammlung:
in der überlieferten Weise geritzt und die Tradition fortschreibend: geometrische Muster (EMK/4.537, EMK/4.539, EMK/4.540), Darstellungen aus dem täglichen Leben (EMK/4.411), von Kriegshelden 1821 (EMK/4.409) und Personenporträts (EMK/4.410, EMK/4.474);
neue Bemusterungstechniken: mit Brandmalerei bemalt (EMK/4.475, EMK/4.538, EMK/4.548), mit Briefmarken (EMK/4.407) oder anderen Bildchen (EMK/4.408) beklebt und bemalt (EMK/4.406, EMK/4.473, EMK/4.541);
individuell gestaltete Unikate: in eine Kalebasse eingepasste Parfumflasche (EMK/4.441), zu einem Aschenbecher (EMK/4.439) verarbeitet.
Holz wurde in der Form von Kalebassen gedrechselt und zu kleinen Ziergegenständen (EMK/4.476) oder Schlüsselanhängern (EMK/4.477) verarbeitet. Sie gelangten in den Souvenirhandel, wurden aber auch von Zyprioten erworben und verwendet. Die rezente Funktion der Kalebassen beschränkt sich im Wesentlichen auf die als Ziergegenstand. Eine Ausnahme ist der aus einer Kalebasse gefertigte Schöpfer (EMK/4.528) der Bäuerin Kallistheni Chatzistylli, den sie am 14. Oktober 1989 in Gerakies, einem Dorf im Troodos-Gebirge, für die Museumssammlung hergestellt hat. Sie selbst verwendete solche Kellen bei der Verarbeitung von Traubensaft. An ihre einstmals wichtige Funktion als Trinkflaschen (EMK/4.513, EMK/4.521) erinnern die aus Kunststoff hergestellten Flaschen in Kalebassenform (EMK/4.519), die 1988 in Limassol beim Weinfest ausgegeben wurden, die Keramikflaschen mancher im Handel erhältlicher Spirituosen (EMK/5.291) und jene für Trinkwasser (EMK/5.290).
Die zusammengetragenen Kalebassen der Sammlung Krpata sind ein abgerundetes Konvolut, das die damalige Verwendung und Dekorationsarten umfassend dokumentiert. Heute ist die Vielfalt diesbezüglich deutlich zurückgegangen und mitunter sind aus Asien importierte verzierte Kürbisse anzutreffen.
Abb. 1: Volkskundemuseum Wien / Foto: Christa Knott
Abb. 2: Frau Kallistheni Chatzistylli schneidet eine Kalebasse auf, um daraus den Schöpfer EMK/4.528 herzustellen, Gerakies am 14. Oktober 1989. Foto und © Margit Z Krpata
Abb. 3: Eine auf Weinfässern stehende männliche Figur in traditioneller Kleidung mit einer Kalebasse (kolodschin) in der Hand, Wahrzeichen des Weinfestes in Limassol, 1989. © K.P. KYRIAKOU (Books & Stationery) Ltd., Limassol
Abb. 4: Ein Mann ritzt Muster in eine Kalebasse (kolodschin), 1980er-Jahre. © COSIARIS, Nicosia
Abb. 5: Herr Nikos Stamatis bemalt eine Kalebasse (kolodschin) in Nikosia; ein Tänzer in traditioneller Kleidung, 1990er-Jahre. © PETROS SOPHOKLEOUS, Larnaca
Abb. 6: Ein Mann demonstriert das Einritzen von Mustern in eine Kalebasse (kolodschin); eine Frau stickt an einer Lefkara-Spitze (lefkaritiko); eine Frau demonstriert das Spinnen mit einem Hochwirtelspindel (adrachtin); die Töpferin Maroulla Georgiou in Kornos baut ein Gefäß auf; das aus dem Ofen geholte Ostergebäck (flaounes) liegt auf dem flachen Korb (testos), 1980er-Jahre. © A.N.P., Nicosia
Abb. 2: Frau Kallistheni Chatzistylli schneidet eine Kalebasse auf, um daraus den Schöpfer EMK/4.528 herzustellen, Gerakies am 14. Oktober 1989. Foto und © Margit Z Krpata
Abb. 3: Eine auf Weinfässern stehende männliche Figur in traditioneller Kleidung mit einer Kalebasse (kolodschin) in der Hand, Wahrzeichen des Weinfestes in Limassol, 1989. © K.P. KYRIAKOU (Books & Stationery) Ltd., Limassol
Abb. 4: Ein Mann ritzt Muster in eine Kalebasse (kolodschin), 1980er-Jahre. © COSIARIS, Nicosia
Abb. 5: Herr Nikos Stamatis bemalt eine Kalebasse (kolodschin) in Nikosia; ein Tänzer in traditioneller Kleidung, 1990er-Jahre. © PETROS SOPHOKLEOUS, Larnaca
Abb. 6: Ein Mann demonstriert das Einritzen von Mustern in eine Kalebasse (kolodschin); eine Frau stickt an einer Lefkara-Spitze (lefkaritiko); eine Frau demonstriert das Spinnen mit einem Hochwirtelspindel (adrachtin); die Töpferin Maroulla Georgiou in Kornos baut ein Gefäß auf; das aus dem Ofen geholte Ostergebäck (flaounes) liegt auf dem flachen Korb (testos), 1980er-Jahre. © A.N.P., Nicosia
CC BY-NC-SA für alle Abbildungen Volkskundemuseum Wien / Foto: Christa Knott; alle anderen Abbildungen siehe Copyright-Angabe oben
Weiterführende Informationen
Literatur onlineNikosia - Cyprus Food and Nutrition Museum: Kalebassen
Nikosia - Cyprus Handicraft Service: verzierte Kalebassen (Griechisch)
Literatur klassisch
Papademetriou, Eleni: Traditional woodcraft in Cyprus. Nikosia 2003, hier S. 112-117.
Papadimitriou, Eleni / Παπαδηµητρίου, Ελένη: Λαϊκή ζωγραφική, εγχάραξη και γλυπτική [Volksmalerei, Schnitzerei und Bildhauerei]. Nikosia 2010, hier S. 61-62.
Rizopoulou-Igoumenidou, Effrosyni / Ριζοπούλου-Ηγουμενίδου, Ευφροσύνη: Η κυπριακή εθνογραφική συλλογή του Μουσείου Μπενάκη [Die zypriotische ethnografische Sammlung des Benaki Museums]. Athen 2010, hier S. 176-181.
Bild-/Filmmaterial Zypern
Αgios Athanasios - Kommunalverwaltung: Herr Giannis Kordaris bemalt eine Kalebasse
Objekt nimmt Bezug auf
Zu dieser Gruppe gehören folgende Objekte: EMK/4.406 Kalebasse
EMK/4.407 Kalebasse mit Stöpsel
EMK/4.408 Kalebasse
EMK/4.409 Kalebasse
EMK/4.410 Kalebasse
EMK/4.411 Kalebasse
EMK/4.439 Aschenbecher
EMK/4.441 Parfumflasche mit Stöpsel
EMK/4.473 Kalebasse
EMK/4.474 Kalebasse
EMK/4.475 Kalebasse
EMK/4.476 Ziergegenstand
EMK/4.477 Schlüsselanhänger
EMK/4.498 Kalebasse
EMK/4.513 Kalebasse mit Stöpsel
EMK/4.518 Kalebasse
EMK/4.519 Plastikflasche mit Drehverschluss
EMK/4.521 Kalebasse
EMK/4.528 Schöpfer
EMK/4.537 Kalebasse
EMK/4.538 Kalebasse
EMK/4.539 Kalebasse
EMK/4.540 Kalebasse
EMK/4.541 Kalebasse
EMK/4.548 Kalebasse
EMK/5.291 Flasche mit Stöpsel
EMK/5.367 Kalebasse
Vergleichbare Objekte in online zugänglichen Sammlungen
Zypern
Nikosia - Volkskunstmuseum: Kalebasse mit Ritzmuster verziert
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Nikosia - Volkskunstmuseum: verzierte Kalebasse zur Aufbewahrung für Schießpulver
Außerhalb Zyperns
Athen - Museum Benaki: Kalebasse mit eingeritztem Dekor (ΓΕ 12930)
London - British Museum: Kalebasse mit eingeritzten Porträts (Eu2003,04.1)
Oxford - Pitt Rivers Museum: Kalebasse mit eingeritztem Dekor (1954.5.1)
Oxford - Pitt Rivers Museum: Kalebasse mit eingeritztem Dekor (1954.5.2)
Wien - Volkskundemuseum: mehrere Kalebassen unterschiedlicher Verwendung (Kalebasse)
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