Textilien - Diverse Webarbeiten
EMK/4/t005
In Zypern wurden aus Baumwolle, Flachs, Seide und Wolle Fasern gewonnen, die versponnen und weiterverarbeitet wurden. Bänder wurden auf einem vertikalen Webgerät hergestellt, Stoffbahnen auf Flachwebstühlen gewebt. Auf der Insel gab es zwei verschiedene Arten von Webstühlen. Der als Arkastirin oder Bouva kremmasti (el-cy) bezeichnete Webstuhl ist eine hölzerne, mobile Konstruktion, an dem die Weberin auf einem Brett, gleich einer Bank, sitzt. Der andere ist ein Grubenwebstuhl und wird auch so, als Voufa tou Lakkou (el-cy), bezeichnet. Es handelt sich um einen ebenfalls aus Holz gefertigten Webstuhl, der fest im Boden verankert ist. Die daran arbeitende Weberin sitzt am Boden und ihre Beine reichen in eine Grube, in der sie mit den Füßen die Pedale betätigt. Das Weben an einem Grubenwebstuhl wird als ermüdend beschrieben.
Weben war in Zypern vor allem den Frauen vorbehalten und wurde auf der ganzen Insel betrieben. Während sich in bestimmten Regionen und Orten eine besondere Tradition entwickelte, wurden andere Textilien in weiten Teilen der Insel ganz ähnlich gefertigt. Eine Besonderheit aus dem Osten der Insel sind kleine eingewebte Glasperlen. Gewebt wurde für den Eigenbedarf zur Herstellung sämtlicher Kleidungsstücke, von der Unterwäsche bis zum Hemd und Kleid, Haushaltstextilien vom Geschirrtuch bis zum Bettüberwurf, feine Seidenstoffe zur Herstellung von Sieben etc. Die Wollstoffe für Säcke und die Satteltaschen der Lasttiere wurden von Männern aus Ziegenhaar an Grubenwebstühlen gewebt. Größere Textilien für die Bett- und Tischwäsche wurden erzeugt, indem zwei oder mehrere handgewebte Stoffbahnen aneinander genäht oder durch schmale, beispielsweise gehäkelte Spitzen miteinander verbunden wurden.
Gewebt wurde aber auch für die zahlreichen Händler in den Städten und andere Abnehmerinnen, beispielsweise Mütter, die die Aussteuer ihrer Töchter zusammenstellten. Frauen konnten ihre Erzeugnisse, so auch Webarbeiten, in Nikosia am Markttag – jeweils Freitag – auf dem ihnen vorbehaltenen Gynaikopazaron (el-cy, wörtlich: Frauenmarkt) anbieten.
Bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein war das Weben eine in weiten Teilen der Insel ausgeübte Handwerkstechnik. Heute ist sie auf einzelne Individuen und Gruppen von Weberinnen zusammengeschrumpft. Gewebt wird für den Verkauf an interessierte Landsleute und die Tourismusindustrie.
Unter den in dieser Gruppe zusammengefassten Textilien sind zwei der älteren aufgrund ihres mustermäßig abgebundenen Fransenabschlusses, der in der Fachliteratur kaum zu finden ist, herauszuheben. Es sind dies ein Bettüberwurf und ein Tischtuch (EMK/4.569, EMK/4.580). In den Textilgeschäften wurden die letzten Überbleibsel von als Meterware angebotenen Stoffen aufgestöbert und erworben. Es handelt sich dabei u. a. um strapazfähige Stoffe zur Herstellung von Arbeitshosen (EMK/4.810–EMK/4.813). Mehrere der Tücher wurden direkt bei den Weberinnen erworben: in Fyti bei einem zweiten Besuch im Jahr 1992 bei den beiden Weberinnen Eirini Stefanou und Efterpi Christodoulou (EMK/4.814, EMK/4.825) und in Nikosia bei Loukia Chatzipetrou ein kleines Tischtuch (EMK/4.568), das sie auf dem Webstuhl in ihrem Geschäft gewebt hat. Weiße Geschirrtücher mit farbigen Streifen an den Schmalseiten wurden im Altwarenhandel bezogen (z. B. EMK/5.307–EMK/5.309). Um ältere Textilien für den Verkauf attraktiver zu machen, wurden gelegentlich Quasten angebracht (EMK/5.310).
Weben war in Zypern vor allem den Frauen vorbehalten und wurde auf der ganzen Insel betrieben. Während sich in bestimmten Regionen und Orten eine besondere Tradition entwickelte, wurden andere Textilien in weiten Teilen der Insel ganz ähnlich gefertigt. Eine Besonderheit aus dem Osten der Insel sind kleine eingewebte Glasperlen. Gewebt wurde für den Eigenbedarf zur Herstellung sämtlicher Kleidungsstücke, von der Unterwäsche bis zum Hemd und Kleid, Haushaltstextilien vom Geschirrtuch bis zum Bettüberwurf, feine Seidenstoffe zur Herstellung von Sieben etc. Die Wollstoffe für Säcke und die Satteltaschen der Lasttiere wurden von Männern aus Ziegenhaar an Grubenwebstühlen gewebt. Größere Textilien für die Bett- und Tischwäsche wurden erzeugt, indem zwei oder mehrere handgewebte Stoffbahnen aneinander genäht oder durch schmale, beispielsweise gehäkelte Spitzen miteinander verbunden wurden.
Gewebt wurde aber auch für die zahlreichen Händler in den Städten und andere Abnehmerinnen, beispielsweise Mütter, die die Aussteuer ihrer Töchter zusammenstellten. Frauen konnten ihre Erzeugnisse, so auch Webarbeiten, in Nikosia am Markttag – jeweils Freitag – auf dem ihnen vorbehaltenen Gynaikopazaron (el-cy, wörtlich: Frauenmarkt) anbieten.
Bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein war das Weben eine in weiten Teilen der Insel ausgeübte Handwerkstechnik. Heute ist sie auf einzelne Individuen und Gruppen von Weberinnen zusammengeschrumpft. Gewebt wird für den Verkauf an interessierte Landsleute und die Tourismusindustrie.
Unter den in dieser Gruppe zusammengefassten Textilien sind zwei der älteren aufgrund ihres mustermäßig abgebundenen Fransenabschlusses, der in der Fachliteratur kaum zu finden ist, herauszuheben. Es sind dies ein Bettüberwurf und ein Tischtuch (EMK/4.569, EMK/4.580). In den Textilgeschäften wurden die letzten Überbleibsel von als Meterware angebotenen Stoffen aufgestöbert und erworben. Es handelt sich dabei u. a. um strapazfähige Stoffe zur Herstellung von Arbeitshosen (EMK/4.810–EMK/4.813). Mehrere der Tücher wurden direkt bei den Weberinnen erworben: in Fyti bei einem zweiten Besuch im Jahr 1992 bei den beiden Weberinnen Eirini Stefanou und Efterpi Christodoulou (EMK/4.814, EMK/4.825) und in Nikosia bei Loukia Chatzipetrou ein kleines Tischtuch (EMK/4.568), das sie auf dem Webstuhl in ihrem Geschäft gewebt hat. Weiße Geschirrtücher mit farbigen Streifen an den Schmalseiten wurden im Altwarenhandel bezogen (z. B. EMK/5.307–EMK/5.309). Um ältere Textilien für den Verkauf attraktiver zu machen, wurden gelegentlich Quasten angebracht (EMK/5.310).
Abb. 1: Volkskundemuseum Wien / Foto: Christa Knott
Abb. 2: Eine Frau webt am Webstuhl (arkastirin), vor 1980. © Unbekannt
Abb. 3: Eine Weberin sitzt an der Kante der Erdgrube eines sgn. Grubenwebstuhls (voufa), um 1970. © MONA Ltd, Limassol
Abb. 4: Haus des Achilleas Dimitri: Eine Frau sitzt am Webstuhl (arkastirin) im unter Denkmalschutz stehenden Museumsdorf Fikardou, 1980er-Jahre. © Cyprus Museum
Abb. 5: Volkskunstmuseum Limassol: ein Paar in traditioneller Kleidung; ein Webstuhl (arkastirin), hinten an der Wand zwei Handhaspeln (apilichtroi), 1980er-Jahre. © GEORGIOU Printers
Abb. 6: Eine Frau webt am Webstuhl (arkastirin), 1980er-Jahre. © Socrates P. Kyprianides Ltd., Nicosia
Abb. 2: Eine Frau webt am Webstuhl (arkastirin), vor 1980. © Unbekannt
Abb. 3: Eine Weberin sitzt an der Kante der Erdgrube eines sgn. Grubenwebstuhls (voufa), um 1970. © MONA Ltd, Limassol
Abb. 4: Haus des Achilleas Dimitri: Eine Frau sitzt am Webstuhl (arkastirin) im unter Denkmalschutz stehenden Museumsdorf Fikardou, 1980er-Jahre. © Cyprus Museum
Abb. 5: Volkskunstmuseum Limassol: ein Paar in traditioneller Kleidung; ein Webstuhl (arkastirin), hinten an der Wand zwei Handhaspeln (apilichtroi), 1980er-Jahre. © GEORGIOU Printers
Abb. 6: Eine Frau webt am Webstuhl (arkastirin), 1980er-Jahre. © Socrates P. Kyprianides Ltd., Nicosia
CC BY-NC-SA für alle Abbildungen Volkskundemuseum Wien / Foto: Christa Knott; alle anderen Abbildungen siehe Copyright-Angabe oben
Weiterführende Informationen
Literatur onlineNikosia - Cyprus Handicraft Service: Webarbeiten (Griechisch)
Literatur klassisch
Aristeidou, Aikaterini / Αριστείδου, Αικατερίνη: Η υφαντουργία της Κύπρου από την αρχαιότητα μέχρι τον 20ό αιώνα και η συμβολή του Κώστα Χριστοδούλου [Die Textilindustrie Zyperns von der Antike bis zum 20. Jahrhundert und der Beitrag von Kostas Christodoulou dazu]. 2 Bände. Nikosia 2006 (= Πηγές και Μελέτες της Κυπριακής Ιστορίας 54).
Cyprus Research Centre & Cyprus National Commission for UNESCO (Hg.): Από την άυλη πολιτιστική κληρονομιά της Κύπρου. / Elements of the intangible cultural heritage of Cyprus. Nikosia 2012, hier S. 116-121.
Ionas, Ioannis / Ιωνάς, Ιωάννης: Παραδοσιακά επαγγέλματα της Κύπρου [Traditionelle Berufe Zyperns]. Nikosia 2001 (= Δημοσιεύματα του Κέντρου Επιστημονικών Ερευνών 37), hier S. 498-516.
Michalopoulou-Charalambous, Charikleia / Μιχαλοπούλου-Χαραλάμπους, Χαρίκλεια: Λαϊκή χειροτεχνία και κειμήλια Περιστερωνοπηγής. Από τον πλούτο της Μεσαορίας [Volkshandwerk und Andenken von Peristeronopigís. Aus dem Reichtum der Mesaoría]. Nikosia 1993, hier S. 21-67.
Pieridou, Angeliki G. † / Πιερίδou, Αγγελική Γ. †: Κυπριακή λαϊκή τέχνη [Zypriotische Volkskunst]. Nikosia 1980 (= Δημοσιεύματα της Εταιρείας Κυπριακών Σπουδών 6), hier S. 53-76, Taf. XLI-XLII.
Rizopoulou-Igoumenidou, Effrosyni / Ριζοπούλου-Ηγουμενίδου, Ευφροσύνη: Η κυπριακή εθνογραφική συλλογή του Μουσείου Μπενάκη [Die zypriotische ethnografische Sammlung des Benaki Museums]. Athen 2010, hier S. 21-49, 60-65.
Bild-/Filmmaterial Zypern
Nikosia - Anadysis Films Ltd: Papapetrou, Paschalis: Weaving ladies of Cyprus. DVD. Nikosia 2008 (DVD liegt in der Bibliothek des Volkskundemuseum Wien auf).
Bild-/Filmmaterial außerhalb Zyperns
Oxford - Pitt Rivers Museum: eine Frau am Webstuhl (2004.135.1.66)
Oxford - Pitt Rivers Museum: ein Grubenwebstuhl (2004.135.1.190)
Stockholm - Medelhavsmuseet: Blick in einen Innenraum, an der Wand hängen verschiedene Textilien, links steht ein Webstuhl (JL036)
Stockholm - Medelhavsmuseet: Blick in einen Raum, das sog. Hochzeitszimmer, eines Dorfvorstehers, an den Wänden sind Geschenke und Teile der Aussteuer präsentiert (JL168)
Stockholm - Medelhavsmuseet: ein vertiefter Webstuhl (JL078)
Stockholm - Medelhavsmuseet: ein Webstuhl (JL232)
Objekt nimmt Bezug auf
Zu dieser Gruppe gehören folgende Objekte: EMK/4.568 Tischtuch
EMK/4.569 Decke
EMK/4.575 Tuch
EMK/4.576 Tuch
EMK/4.578 Tuch
EMK/4.580 Tuch
EMK/4.581 Tuch
EMK/4.585 Tuch
EMK/4.604 Taschentuch
EMK/4.810 Stoff
EMK/4.811 Stoff
EMK/4.812 Stoff
EMK/4.813 Stoff
EMK/4.814 Tuch
EMK/4.816 Tuch
EMK/4.817 Tuch
EMK/4.818 Tuch
EMK/4.825 Tuch
EMK/5.305 Stoff
EMK/5.306 Stoff
EMK/5.307 Tuch
EMK/5.308 Tuch
EMK/5.309 Tuch
EMK/5.310 Tuch
EMK/5.311 Serviette
EMK/5.351 Kunststoffdeckchen
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