Drucke


EMK/4/t025
Die hier zusammengefasste Gruppe an unterschiedlichen Druckwerken, auch eine Fotografie befindet sich darunter, hat überwiegend Bezug zum religiösen und politischen Leben der griechischen Zyprioten. Sie umfasst Porträts von Personen, die in der neueren Geschichte Zyperns eine bedeutende Rolle gespielt haben: zunächst Erzbischof und erster Präsident der Republik Zypern Makarios III. (EMK/4.978) und dessen Nachfolger in seinem kirchlichen Amt Chrysostomos I. (EMK/4.979), zudem die Porträts von vier in den 1950er-Jahren verstorbenen Guerillakämpfern gegen die britischen Besatzungstruppen (EMK/5.362-EMK/5.365). Porträts dieser Art waren in Geschäften, vor allem aber in Dorfkaffeehäusern, abhängig von der Gesinnung der Eigner, als Wandschmuck anzutreffen.

Eine weitere Anzahl von Drucken steht mit Ostern in Zusammenhang und wurde wie viele Dinge des religiösen Lebens aus Griechenland importiert. Es handelt sich einerseits um kleine, ovale Bildchen (EMK/5.355-EMK/5.359), die auf die Osterkerzen geklebt werden, und große Plakate mit Glückwünschen für Ostern (EMK/5.366/000). Der auf vielen der Bildchen dargestellte Osterhase war zum Zeitpunkt des Erwerbs in Zypern, offenbar im Gegensatz zu Griechenland, als österliches Symboltier nicht geläufig. Gläubige gehen am Ostersamstag mit einer länglichen, meist weißen Kerze, die mit einem dieser Bildchen beklebt und mit Bändern geschmückt ist, in den Gottesdienst. Um Mitternacht werden alle Lampen ausgeschaltet und das Heilige Feuer an die Gläubigen verteilt, das diese mit ihren Kerzen nach Hause nehmen können. Das Heilige Feuer entsteht durch das sogenannte Feuerwunder, es entzündet sich alljährlich auf übernatürliche Weise am Nachmittag des Karsamstags in der Jerusalemer Grabeskirche. Mit dem Flugzeug wird es in Sonderflügen von Australien bis nach Amerika und auch nach Zypern gebracht und weiter verteilt.

Weiters befinden sich sechs selbstklebende Bildchen (EMK/5.360/000-EMK/5.361/000) in der Sammlung, die mit den folgenschweren Ereignissen des Jahres 1974 in Zusammenhang stehen. Mit Unterstützung der griechischen Militärjunta wurde gegen Makarios III. geputscht. Ziel war der Anschluss an Griechenland. Die Türkei, sich auf das Interventionsrecht als Garantiemacht berufend, schickte Truppen nach Zypern, die im Sommer des Jahres in zwei Operationen den Norden der Insel besetzten. Tausende Menschen wurden Flüchtlinge im eigenen Land und lebten zum Teil in Notunterkünften und Zeltlagern. Die Parole δεν ξεχνώ (ich vergesse nicht) in Verbindung mit der Darstellung eines blutenden, quasi verwundeten Zypern, erinnert an die damaligen Ereignisse aus Sicht der griechisch-zypriotischen Bevölkerung. Die türkisch-zypriotische Bevölkerung hat verständlicherweise einen anderen Blick auf die Ereignisse, die sie als Friedensoperation bezeichnen, der alljährlich am 20. Juli, dem Tag der ersten türkischen Intervention, mit einer Parade gedacht wird.
Eines der Abziehbilder zeigt ein Kind hinter Stacheldraht, das gleiche Sujet, das auf der Flüchtlingsmarke, einer Zwangzuschlagsmarke, die auf jedes zu befördernde Poststück zu kleben ist und deren Erlös in den Special Refugee Fund fließt, der von der Regierung im Jahr 1974 eingerichtet wurde.
In diesem Kontext sind auch zwei der "I ♥"-Aufkleber (EMK/5.360/000) zu lesen: Kyrenia und Famagusta sind Städte, die im besetzten Teil der Insel liegen.



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CC BY-NC-SA für alle Abbildungen Volkskundemuseum Wien / Foto: Christa Knott; alle anderen Abbildungen siehe Copyright-Angabe oben

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