Amulette
EMK/4/t018
Amulette sind meist kleine Gegenstände, denen magischen Kräfte zugeschrieben werden. Sie sollen Glück bringen bzw. vor Schaden schützen. Weit verbreitet ist der Glaube an die Wirksamkeit des bösen Blicks (el-cy: kako mati // tr-cy: göz dutması), den Amulette abwehren sollen. Der böse Blick ist untrennbar mit dem Neid verbunden, der als besonders gefährlich gilt, wenn er sich hinter vertraulicher Bewunderung verbirgt. So ist zu erklären, dass es gar nicht gern gesehen wurde, wenn die eigenen Kinder oder Tiere von anderen als schön gepriesen wurden – stellte dies doch eine unmittelbare Gefahr dar.
Als Amulett kommen bestimmte Objekte in Betracht, sie können aber auch speziell nur für diesen Zweck hergestellt werden. In Zypern wie auch in den benachbarten Regionen sind verschieden gestaltete blaue Glasperlen (el-cy: ammatopetra // tr-cy: göz daşı) unterschiedlicher Größe und Machart weit verbreitet. Diese werden von Zyprioten jeglicher Konfession am Körper getragen, in den Wohn- und Arbeitsräumen oder im Auto aufgehängt. Bei Christen kommen sie gelegentlich auch in Verbindung mit der Darstellung von Heiligen oder der Muttergottes vor. Den schützenswürdigen Kleinkindern, insbesondere vor deren Taufe, werden sie mit Sicherheitsnadeln in Schulterhöhe an der Kleidung festgemacht. Früher wurden blaue Glasperlen den Tieren an das Zaumzeug genäht, um den Hals oder zwischen die Hörner gehängt. Für Christen ist das Kreuz ein beliebtes Symbol, das als wirkmächtiges Amulett angesehen wird und – so verschwimmen die Grenzen – wie ein Schmuckstück um den Hals getragen werden kann.
Amulette können als kleine Kissen ausgeführt sein und enthalten schützende Wirkstoffe, beispielsweise ein kleines Stück von einer Blüte vom Epitaph, dem symbolischen Grab Christi, das am Karfreitag in den Kirchen errichtet und mit Blumen geschmückt wird, oder sie enthalten kleine Splitter einer Reliquie, einer besonderen Kerze, etc. Die Beliebtheit von Amuletten scheint zu steigen, wenn sie in einem Kloster hergestellt wurden.
Die in der Sammlung Krpata befindlichen Amulette wurden alle aus Griechenland importiert bzw. von dort mitgebracht, stehen also alle im Zusammenhang mit griechischen Zyprioten. Es sind dies kleine aus Stoff genähte Kissen in unterschiedlicher Form (EMK/4.467–EMK/4.471) und aus Wolle geknüpfte Kreuze in unterschiedlichen Farben (EMK/4.464–EMK/4.466). Während die kissenförmigen Amulette zugenäht sind und man über deren Inhalt nur Vermutungen anstellen kann, ist das bei dem Amulett mit einer in Papier eingeschlagenen Reliquie dritter Klasse (EMK/5.369), mitgebracht aus Korfu, nicht so. Es enthält nämlich einen Schnipsel der Pantoffeln des Hl. Spyridon. Der im Jahr 270 in Zypern geborene Spyridon wurde zum Bischof geweiht und soll mehrere Wunder gewirkt haben. Sein Leichnam wurde nach Konstantinopel gebracht und von dort im Jahr 1489 nach Korfu. Vier Mal im Jahr wird die Reliquie in großen Prozessionen durch Korfu, den Hauptort der Insel, als deren Schutzpatron er gilt, getragen. Dabei, so sagt man, läuft er seine dunkelroten, bestickten Pantoffeln durch. Diese werden regelmäßig durch neue ausgetauscht und die alten zerschnitten und zu Amuletten verarbeitet.
Zwei der Objekte (EMK/5.223, EMK/5.224) werfen Fragen auf. Sie sind einerseits wie Augenvotive hergestellt, mittig aber mit einer blauen Perle geschmückt. Bei den als Votiv gekauften Objekten dürfte es sich vermutlich um Amulette handeln, die als Votiv dargebracht worden sind.
Vor hundert Jahren schützten sich die Menschen in Zypern vor dem bösen Blick, indem sie beispielsweise Ochsenschädel an ihren Häusern oder in den Höfen ihrer Häuser aufhängten. Heute hat man die Möglichkeit, sich eine App herunterzuladen, die ein Amulett simuliert. Und blaue Glasperlen sollen auch in gedruckter Form ihre positive Kraft entfalten. So stellt Candaş Yolga in seinem Buch über das immaterielle Kulturerbe Nordzyperns, zu dem er auch die Abwehr des bösen Blicks zählt, seinem Text ein Bild von vielen blauen Glasperlen voran.
Als Amulett kommen bestimmte Objekte in Betracht, sie können aber auch speziell nur für diesen Zweck hergestellt werden. In Zypern wie auch in den benachbarten Regionen sind verschieden gestaltete blaue Glasperlen (el-cy: ammatopetra // tr-cy: göz daşı) unterschiedlicher Größe und Machart weit verbreitet. Diese werden von Zyprioten jeglicher Konfession am Körper getragen, in den Wohn- und Arbeitsräumen oder im Auto aufgehängt. Bei Christen kommen sie gelegentlich auch in Verbindung mit der Darstellung von Heiligen oder der Muttergottes vor. Den schützenswürdigen Kleinkindern, insbesondere vor deren Taufe, werden sie mit Sicherheitsnadeln in Schulterhöhe an der Kleidung festgemacht. Früher wurden blaue Glasperlen den Tieren an das Zaumzeug genäht, um den Hals oder zwischen die Hörner gehängt. Für Christen ist das Kreuz ein beliebtes Symbol, das als wirkmächtiges Amulett angesehen wird und – so verschwimmen die Grenzen – wie ein Schmuckstück um den Hals getragen werden kann.
Amulette können als kleine Kissen ausgeführt sein und enthalten schützende Wirkstoffe, beispielsweise ein kleines Stück von einer Blüte vom Epitaph, dem symbolischen Grab Christi, das am Karfreitag in den Kirchen errichtet und mit Blumen geschmückt wird, oder sie enthalten kleine Splitter einer Reliquie, einer besonderen Kerze, etc. Die Beliebtheit von Amuletten scheint zu steigen, wenn sie in einem Kloster hergestellt wurden.
Die in der Sammlung Krpata befindlichen Amulette wurden alle aus Griechenland importiert bzw. von dort mitgebracht, stehen also alle im Zusammenhang mit griechischen Zyprioten. Es sind dies kleine aus Stoff genähte Kissen in unterschiedlicher Form (EMK/4.467–EMK/4.471) und aus Wolle geknüpfte Kreuze in unterschiedlichen Farben (EMK/4.464–EMK/4.466). Während die kissenförmigen Amulette zugenäht sind und man über deren Inhalt nur Vermutungen anstellen kann, ist das bei dem Amulett mit einer in Papier eingeschlagenen Reliquie dritter Klasse (EMK/5.369), mitgebracht aus Korfu, nicht so. Es enthält nämlich einen Schnipsel der Pantoffeln des Hl. Spyridon. Der im Jahr 270 in Zypern geborene Spyridon wurde zum Bischof geweiht und soll mehrere Wunder gewirkt haben. Sein Leichnam wurde nach Konstantinopel gebracht und von dort im Jahr 1489 nach Korfu. Vier Mal im Jahr wird die Reliquie in großen Prozessionen durch Korfu, den Hauptort der Insel, als deren Schutzpatron er gilt, getragen. Dabei, so sagt man, läuft er seine dunkelroten, bestickten Pantoffeln durch. Diese werden regelmäßig durch neue ausgetauscht und die alten zerschnitten und zu Amuletten verarbeitet.
Zwei der Objekte (EMK/5.223, EMK/5.224) werfen Fragen auf. Sie sind einerseits wie Augenvotive hergestellt, mittig aber mit einer blauen Perle geschmückt. Bei den als Votiv gekauften Objekten dürfte es sich vermutlich um Amulette handeln, die als Votiv dargebracht worden sind.
Vor hundert Jahren schützten sich die Menschen in Zypern vor dem bösen Blick, indem sie beispielsweise Ochsenschädel an ihren Häusern oder in den Höfen ihrer Häuser aufhängten. Heute hat man die Möglichkeit, sich eine App herunterzuladen, die ein Amulett simuliert. Und blaue Glasperlen sollen auch in gedruckter Form ihre positive Kraft entfalten. So stellt Candaş Yolga in seinem Buch über das immaterielle Kulturerbe Nordzyperns, zu dem er auch die Abwehr des bösen Blicks zählt, seinem Text ein Bild von vielen blauen Glasperlen voran.
Weiterführende Informationen
Literatur klassisch Kriss, Rudolf & Hubert Kriss-Heinrich: Peregrinatio Neohellenika. Wallfahrtswanderungen im heutigen Griechenland und in Unteritalien. Wien 1955, hier S. 83-92.
Yolga, Candaş: Kuzey Kıbrıs’ın somut olmayan kültürel mirası. / The intangible cultural heritage of north Cyprus. Nikosia 2019, hier S. 296.
Objekt nimmt Bezug auf
Zu dieser Gruppe gehören folgende Objekte: EMK/4.464 Amulett
EMK/4.465 Amulett
EMK/4.466 Amulett
EMK/4.467 Amulett
EMK/4.468 Amulett
EMK/4.469 Amulett
EMK/4.470 Amulett
EMK/4.471 Amulett
EMK/5.222 Amulett und Votiv
EMK/5.223 Amulett und Votiv
EMK/5.224 Amulett und Votiv
EMK/5.369 Amulett
Vergleichbare Objekte in online zugänglichen Sammlungen
Zypern
Athen - Spielzeugmuseum: aus Stoff genähtes Amulett (ΤΠΠ_2475), vgl. EMK/4.467
Webshops
Athen -To Agion Oros: Amulette, vgl. EMK/4.468-EMK/4.471
Athen/Warburg - Scent of Byzantium: aus Stoff genähte, dreieckige Amulette, vgl. EMK/4.467
Dafni/Athos - Monastiriaka: Amulette, vgl. EMK/4.468-EMK/4.471
Dafni/Athos - Monastiriaka: geknüpfte Kreuze an einer Schnur, vgl. EMK/4.464-EMK/4.466
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