Textilien - Pipilla // İğne Oyası Nadelspitzen
EMK/4/t002
In Zypern werden Nadelspitzen in zwei verschiedenen Techniken hergestellt. Die auf einer Unterlage gefertigte nennt man Veniz oder Pittota (el-cy) und die in den Händen gearbeitete Pipilla. Die türkischen Zyprioten bezeichnen beide Techniken mit İğne Oyası.
Die als Pipilla bezeichneten Nadelspitzen werden mit einer spitzen oder stumpfen Nähnadel in der Hand, quasi "in der Luft", gefertigt bzw. direkt an den Saum von Textilien gearbeitet. Dabei werden verschiedene Knoten verwendet. Die Spitzen wurden aus feinen im Land erzeugten Garnen aus Seide oder Baumwolle, seltener Leinen, bevorzugt in den Farben Weiß oder Beige ausgeführt.
Diese Nadelspitzen wurden in vielen Teilen des Osmanischen Reichs – Zypern war von 1571 bis 1878 Teil desselben – hergestellt und es waren besonders die Armenierinnen, die dafür bekannt waren. In Zypern wurde diese Technik vor allem in den Städten und den Ortschaften Karavas, Lapithos, Omodos und Koilani ausgeübt. Sie ist wohl schon in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in Zypern belegt, hat aber offenbar durch eingewanderte Frauen neue Impulse erfahren. Insbesondere durch die 1915 aus dem Osmanischen Reich – Zypern war seit 1878 unter britischer Verwaltung – vertriebenen Armenierinnen. Auch infolge des Griechisch-Türkischen Krieges (1919–1923) kam es erneut zur Zuwanderung; diesmal waren es Griechinnen, die die Nadelspitzentechnik in Zypern beeinflussten.
In dieser Technik werden Spitzenbordüren der Länge nach gearbeitet, flächige Textilien werden von der Mitte beginnend nach außen gefertigt bzw. werden einzelne Motive während des Fortschreitens der Arbeit laufend miteinander verschlungen. Auch die Kombination aus beiden Fertigungstechniken ist möglich, wenn beispielsweise ein aus einzelnen Teilen gefertigtes Mittelfeld von einer rundumlaufenden Musterbordüre umfasst wird. So können Deckchen und Tischdecken in unterschiedlichsten Formen von rund bis oval, viereckig bis polygonal, rechteckig bis rautenförmig, in beliebiger Größe gearbeitet werden. Mitunter sind sie auch plastisch gefertigt, dazu wurden Pferdehaare oder feine Metalldrähte eingearbeitet.
Nadelspitzen dieser Machart wurden an Kleidungsstücke von wohlhabenden Frauen, wie Unterwäsche und Blusen, genäht. Auch Bettwäsche wie Leintücher, Vorhänge des traditionellen Himmelbetts und dessen Zierbordüren, Kissenbezüge (z. B. EMK/4.563, EMK/5.345–EMK/5.347) oder andere Haushaltstextilien wurden mit Nadelspitzen verziert. Ausschließlich aus Nadelspitze werden Deckchen unterschiedlichster Form und Größe, Läufer, Tischtücher und Krägen (EMK/4.607, EMK/4.962–EMK/4.964) hergestellt. Bei Taschentüchern (EMK/4.821–EMK/4.824, EMK/4.876–EMK/4.879) und Kopftüchern (z. B. EMK/4.872, EMK/4.873) werden sie direkt an den Stoff gearbeitet.
Die posthum publizierten zahlreichen Nadelspitzenarbeiten der in Zypern geborenen Armenierin Marie Manna Kazandjian, Tochter von Flüchtlingen nach dem Massaker von Adana, geben ein Beispiel für die große Vielfalt der armenischen Nadelspitzenarbeiten.
Aus dem für seine Nadelspitzenarbeiten berühmten, im Norden der Insel gelegenen Lapithos stammt Meropi Siakidou. Sie hat ihr Leben lang Nadelspitzen hergestellt und Teile ihres herausragenden Werkes 1990 in einer Ausstellung in Nikosia gezeigt.
Heute werden Nadelspitzen aus importiertem Baumwollgarn vor allem in Omodos, das auch ein Spitzenmuseum betreibt, gefertigt.
Die Nadelspitzentechnik Pipilla ist bei der UNESCO als immaterielles Kulturerbe im nationalen Verzeichnis Zyperns gelistet.
Die als Pipilla bezeichneten Nadelspitzen werden mit einer spitzen oder stumpfen Nähnadel in der Hand, quasi "in der Luft", gefertigt bzw. direkt an den Saum von Textilien gearbeitet. Dabei werden verschiedene Knoten verwendet. Die Spitzen wurden aus feinen im Land erzeugten Garnen aus Seide oder Baumwolle, seltener Leinen, bevorzugt in den Farben Weiß oder Beige ausgeführt.
Diese Nadelspitzen wurden in vielen Teilen des Osmanischen Reichs – Zypern war von 1571 bis 1878 Teil desselben – hergestellt und es waren besonders die Armenierinnen, die dafür bekannt waren. In Zypern wurde diese Technik vor allem in den Städten und den Ortschaften Karavas, Lapithos, Omodos und Koilani ausgeübt. Sie ist wohl schon in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in Zypern belegt, hat aber offenbar durch eingewanderte Frauen neue Impulse erfahren. Insbesondere durch die 1915 aus dem Osmanischen Reich – Zypern war seit 1878 unter britischer Verwaltung – vertriebenen Armenierinnen. Auch infolge des Griechisch-Türkischen Krieges (1919–1923) kam es erneut zur Zuwanderung; diesmal waren es Griechinnen, die die Nadelspitzentechnik in Zypern beeinflussten.
In dieser Technik werden Spitzenbordüren der Länge nach gearbeitet, flächige Textilien werden von der Mitte beginnend nach außen gefertigt bzw. werden einzelne Motive während des Fortschreitens der Arbeit laufend miteinander verschlungen. Auch die Kombination aus beiden Fertigungstechniken ist möglich, wenn beispielsweise ein aus einzelnen Teilen gefertigtes Mittelfeld von einer rundumlaufenden Musterbordüre umfasst wird. So können Deckchen und Tischdecken in unterschiedlichsten Formen von rund bis oval, viereckig bis polygonal, rechteckig bis rautenförmig, in beliebiger Größe gearbeitet werden. Mitunter sind sie auch plastisch gefertigt, dazu wurden Pferdehaare oder feine Metalldrähte eingearbeitet.
Nadelspitzen dieser Machart wurden an Kleidungsstücke von wohlhabenden Frauen, wie Unterwäsche und Blusen, genäht. Auch Bettwäsche wie Leintücher, Vorhänge des traditionellen Himmelbetts und dessen Zierbordüren, Kissenbezüge (z. B. EMK/4.563, EMK/5.345–EMK/5.347) oder andere Haushaltstextilien wurden mit Nadelspitzen verziert. Ausschließlich aus Nadelspitze werden Deckchen unterschiedlichster Form und Größe, Läufer, Tischtücher und Krägen (EMK/4.607, EMK/4.962–EMK/4.964) hergestellt. Bei Taschentüchern (EMK/4.821–EMK/4.824, EMK/4.876–EMK/4.879) und Kopftüchern (z. B. EMK/4.872, EMK/4.873) werden sie direkt an den Stoff gearbeitet.
Die posthum publizierten zahlreichen Nadelspitzenarbeiten der in Zypern geborenen Armenierin Marie Manna Kazandjian, Tochter von Flüchtlingen nach dem Massaker von Adana, geben ein Beispiel für die große Vielfalt der armenischen Nadelspitzenarbeiten.
Aus dem für seine Nadelspitzenarbeiten berühmten, im Norden der Insel gelegenen Lapithos stammt Meropi Siakidou. Sie hat ihr Leben lang Nadelspitzen hergestellt und Teile ihres herausragenden Werkes 1990 in einer Ausstellung in Nikosia gezeigt.
Heute werden Nadelspitzen aus importiertem Baumwollgarn vor allem in Omodos, das auch ein Spitzenmuseum betreibt, gefertigt.
Die Nadelspitzentechnik Pipilla ist bei der UNESCO als immaterielles Kulturerbe im nationalen Verzeichnis Zyperns gelistet.
Abb. 1: Volkskundemuseum Wien / Foto: Christa Knott
Abb. 2: Frau Meropi Siakidou beim Herstellen einer Nadelspitze in der Ausstellung ihrer Werke in Nikosia, um 1990. Foto und © Margit Z Krpata
Abb. 3: Eine Frau arbeitet an ihrem Tischtuch in Nadelspitzentechnik, um 1990. Foto und © Margit Z Krpata
Abb. 2: Frau Meropi Siakidou beim Herstellen einer Nadelspitze in der Ausstellung ihrer Werke in Nikosia, um 1990. Foto und © Margit Z Krpata
Abb. 3: Eine Frau arbeitet an ihrem Tischtuch in Nadelspitzentechnik, um 1990. Foto und © Margit Z Krpata
CC BY-NC-SA für alle Abbildungen Volkskundemuseum Wien / Foto: Christa Knott; alle anderen Abbildungen siehe Copyright-Angabe oben
Weiterführende Informationen
Literatur onlineNikosia - Cyprus Handicraft Service: Pipilla Nadelspitzen (Griechisch)
UNESCO - Immaterielles Kulturerbe Zyperns: "Pipilla" Needle Lace
Literatur klassisch
Çeliker, Dervişe: Geçmişten Günümüze. Kıbrıs Türk işlemeleri [Von der Vergangenheit zur Gegenwart. Handarbeiten der türkischen Zyprioten]. 2. Auflage. Nikosia 2011, hier S. 57-58, 64-69.
Cyprus Research Centre & Cyprus National Commission for UNESCO (Hg.): Από την άυλη πολιτιστική κληρονομιά της Κύπρου. / Elements of the intangible cultural heritage of Cyprus. Nikosia 2012, hier S. 124-125.
Manna Kazandjian, Marie: Armenian needle-made lace and national costumes. Nikosia 1995. (zweisprachig: Armenisch/Englisch)
Michalopoulou-Charalambous, Charikleia / Μιχαλοπούλου-Χαραλάμπους, Χαρίκλεια: Λαϊκή χειροτεχνία και κειμήλια Περιστερωνοπηγής. Από τον πλούτο της Μεσαορίας [Volkshandwerk und Andenken von Peristeronopigís. Aus dem Reichtum der Mesaoría]. Nikosia 1993, hier S. 100, 106-108, 111, 200.
Pieridou, Angeliki G.: Cyprus embroidery. Nikosia 1976.
Rizopoulou-Igoumenidou, Effrosyni / Ριζοπούλου-Ηγουμενίδου, Ευφροσύνη: Η κυπριακή εθνογραφική συλλογή του Μουσείου Μπενάκη [Die zypriotische ethnografische Sammlung des Benaki Museums]. Athen 2010, hier S. 88-89.
Yolga, Candaş: Kuzey Kıbrıs’ın somut olmayan kültürel mirası. / The intangible cultural heritage of north Cyprus. Nikosia 2019, hier S. 326-327.
Objekt nimmt Bezug auf
Zu dieser Gruppe gehören folgende Objekte: EMK/4.563 Kopfkissenbezug
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EMK/4.966/000 Set aus drei Deckchen
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EMK/5.343 Deckchen
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EMK/5.345 Spitzenbordüre
EMK/5.346 Spitzenbordüre
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Vergleichbare Objekte in online zugänglichen Sammlungen
Zypern
Nikosia - Union of Occupied Municipalities: Nadelspitzendeckchen (UOM (70))
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