Fischnetz "Tratta"


ÖMV/63.562
Modell eines einwandigen Treibnetzes mit einer Höhe von 170 cm und einer Breite von 65 cm. Ober- und Unterseite sind mit je einer Führungsleine versehen. Am Obersimm sind fünf Korken aufgefädelt, wobei in der Mitte der Führungsleine ein kurzes Seil anknüpft ist, an dessen Ende nochmals zwei aneinandergefügte Korken befestigt sind. Der Untersimm ist mit einer Reihe aus Bleikörpern besetzt. Unterhalb des Obersimms ist ein Netzstreifen (ital. fascia) von ca. 15 cm Höhe aus starkem Jutezwirn in 3 cm weiten Maschen genetzt, während das mittlere Netzstück mit einer Maschenweite von 2 cm aus feinem Leinen- oder Hanfzwirn gearbeitet wurde. Das Netz schließt mit einem Streifen aus starkem Garn, aber gleicher Maschenweite zum Untersimm ab.
Vergleichsstück zu Fischnetz "Tratta" ÖMV/63.556.

An der Führungsschnur des Untersimms befindet sich ein von Hugo Schuchardt mit "Palermo Tratta (Mod.)" beschriftetes Kartonetikett.

Allgemein wird unter "Tratta" ein Zugnetz verstanden. Schuchardt stellt in seinen Romanischen Etymologieen II (1899: 167) einen Sachwortbezug her, in dem der Begriff "Tratta" für "Zug" steht.
Die "Tratta" wird jedoch von Pietro Spadaro, der das von Damiano Spadaro angefertigte Netzmodell an Hugo Schuchardt vermittelt hatte, in seinem Glossar vom 8. Mai 1901 als Treibnetz beschrieben. Die dichte Bleibesetzung des Netzes spricht für diesen Netztyp, da das Treibnetz durch das schwere Gewicht am unteren Ende unter Wasser in Position gehalten wird. Treibnetze können an Pfählen befestigt oder vom Boot aus eingesetzt werden, wobei das Netz frei im Wasser treibt und sich die Fische in den Netzmaschen verfangen.

Weitere Aufzeichnungen und Beschreibungen zur "Tratta" finden sich in Schuchardts Aufzeichnungen (Kladde 17.1.3.5.: 71; 17.1.3.9.: 37), wobei er im Besonderen auf die "fascia" (das "Band" der größeren Maschen am Rand des Netzes) als besonderes Merkmal hinweist.

Die Beschaffung dieses Netzes steht in Zusammenhang mit Schuchardts Aufenthalt in Palermo von April bis Mai 1901. In der Kladde "Fischerei Italien" ist ein von Damiano Spadaro angefertigtes Modell "von der tratta" in einer Liste der erworbenen Netze und Fischereigeräte angeführt.
Nach dem Tod Schuchardts 1927 kam das Netz als Teil seines Nachlasses an die Universitätsbibliothek Graz und von dort 1959 als Schenkung an das Volkskundemuseum in Wien.
H: 170 cm
B: 65 cm



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Fischnetz "Tratta" - Bild 1
Fischnetz "Tratta" - Bild 1
Fischnetz "Tratta" - Bild 2
Fischnetz "Tratta" - Bild 3
Objekt wird zitiert in
Manuskripte im Hugo-Schuchardt-Nachlass der Universitätsbibliothek Graz, Sondersammlungen:
Kladde Fischfang Italien "Fischerei Italien", Signatur 17.1.3.5., S. 41.
Weiterführende Informationen
Korrespondenz im Hugo-Schuchardt-Archiv:
Brief von Pietro Spadaro an Hugo Schuchardt vom 28.04.1901 (Briefnummer 01-10731)
Brief von Pietro Spadaro an Hugo Schuchardt vom 08.05.1901 (Briefnummer 02-10732), S. 1, 25-26.
Brief von Pietro Spadaro an Hugo Schuchardt vom 12.03.1902 (Briefnummer 03-10733)

Werke im Hugo-Schuchardt-Archiv:
Schuchardt, Hugo. 1899. Romanische Etymologieen II. In Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Wien 141: S. 1-222, hier S. 167.

Manuskripte im Hugo-Schuchardt-Nachlass der Universitätsbibliothek Graz, Sondersammlungen:
Kladde Fischfang Italien "Fischerei Italien", Signatur 17.1.3.5., S. 29, S. 56, S. 71.
Kladde Fischfang Italien "Palermo", Signatur 17.1.3.7., S. 10, S. 18.
Kladde Fischfang Italien "Palermo Trapani", Signatur 17.1.3.9., S. 37.
Kladde Fischfang Italien "Attrezzi da pesca usati in Istria" von Antonio Ive, Signatur 17.1.3.16., S. 17, S. 19, S. 41, S. 43.
Mappe Fischfang Italien "12 Blatt Notizen", Signatur 17.1.3.17., 1 Blatt "nach Damianos Angaben aufgezeichnet".
Objekt nimmt Bezug auf
Fischnetz "Tratta" ÖMV/63.556

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