Fischnetz "Tratta"
ÖMV/63.556
Einwandiges Fischnetz mit einer Höhe von 770 cm und einer vermutlich beschnittenen Breite von 55 cm, das aufgrund seiner schmalen Ausführung und offenen Maschenstruktur an einer Netzseite einen Teil eines großen Netzes darstellt. Drei Seiten des Fischnetzes werden mit einer Führungsleine eingefasst, wobei die Leinen am oberen und unteren Ende des Netzes (Ober- und Untersimm) aus stärkerem Garn gedreht sind als die Leine des Seitenteiles. Auf der oberen Führungsleine sind drei Korkschwimmer eingefädelt, der Untersimm ist zur Beschwerung mit drei länglichen Bleikörpern besetzt. Entlang der Führungsschnur ist das Netz mit einem ca. 15 cm breiten Band (ital. fascia) in 2,5 cm weiten Maschen aus festem Leinen- oder Hanfzwirn genetzt, während für den Netzinnenteil feinerer Baumwollzwirn verwendet und eine kleinere Maschenweite von 1,5 cm gewählt wurde.
Vergleichsstück zu Fischnetz "Tratta" ÖMV/63.562.
An der Führungsschnur des Obersimms ist ein möglicherweise von Gaetano Delogu mit "Catania tratta" bzw. von Schuchardt mit "tratta" beschriftetes Kartonetikett angebunden. Dieses kleine Etikett aus dunkelbraunem, festem Karton, dessen eine Seite mit hellem Papier kaschiert ist, ist ident mit den Etiketten der Fischnetze "Stummara" ÖMV/63.553, "Colestrico" ÖMV/63.570, "Palamidara" ÖMV/63.571, "Radolo" ÖMV/63.573 und "Bardassolo" ÖMV/63.574. Diese Netze, die alle aus Catania stammen, scheinen auch in einer von 1) bis 7) durchnummerierten Liste von Netzstücken "pezzi" auf, die Schuchardt in einer Kladde zu Fischfang in Italien (17.1.3.1.: 69-70) notiert hat.
Allgemein wird unter "Tratta" ein Zugnetz verstanden, es gibt jedoch auch Beschreibungen, die auf den Netztyp eines Treibnetzes hinweisen. Da es sich beim vorliegenden Objekt um ein Fragment handelt, kann die ursprüngliche Form nicht eindeutig rekonstruiert werden. Zugnetze verfügen meist über einen höheren Maschenteil in der Mitte des Netzes, der beim Ziehen durch das Wasser und Aufnahme der Fische einen Bauch oder Sack bildet. Das Netz wird halbkreisförmig ausgelegt und kann sowohl vom Ufer als auch vom Boot aus eingezogen werden.
Schuchardt stellt in seinen Romanischen Etymologieen II (1899: 167) einen Sachwortbezug her, in dem der Begriff "Tratta" für "Zug" steht. In Schuchardts Aufzeichnungen (Kladde 17.1.3.5.: 71; 17.1.3.9.: 37) finden sich auch Hinweise auf die "fascia" (das "Band" der größeren Maschen am Rand des Netzes) als besonderes Merkmal der Tratta. Der Maschengröße nach könnte es sich um ein Zugnetz für den Sardellenfang handeln.
Der Erwerb dieses Netzes steht in Zusammenhang mit Schuchardts Aufenthalt in Catania im Juni 1901, möglicherweise hatte er es durch Vermittlung von Gaetano Delogu erhalten, der auf einer Karte vom 19. Juni 1901 die Beschaffung von Fischnetzen für Schuchardt thematisierte. In der Kladde "Fischerei Italien" ist ein Stück "von der tratta" in einer Liste der erworbenen Netze und Fischereigeräte angeführt.
Nach dem Tod Schuchardts 1927 kam das Netz als Teil seines Nachlasses an die Universitätsbibliothek Graz und von dort 1959 als Schenkung an das Volkskundemuseum in Wien.
Vergleichsstück zu Fischnetz "Tratta" ÖMV/63.562.
An der Führungsschnur des Obersimms ist ein möglicherweise von Gaetano Delogu mit "Catania tratta" bzw. von Schuchardt mit "tratta" beschriftetes Kartonetikett angebunden. Dieses kleine Etikett aus dunkelbraunem, festem Karton, dessen eine Seite mit hellem Papier kaschiert ist, ist ident mit den Etiketten der Fischnetze "Stummara" ÖMV/63.553, "Colestrico" ÖMV/63.570, "Palamidara" ÖMV/63.571, "Radolo" ÖMV/63.573 und "Bardassolo" ÖMV/63.574. Diese Netze, die alle aus Catania stammen, scheinen auch in einer von 1) bis 7) durchnummerierten Liste von Netzstücken "pezzi" auf, die Schuchardt in einer Kladde zu Fischfang in Italien (17.1.3.1.: 69-70) notiert hat.
Allgemein wird unter "Tratta" ein Zugnetz verstanden, es gibt jedoch auch Beschreibungen, die auf den Netztyp eines Treibnetzes hinweisen. Da es sich beim vorliegenden Objekt um ein Fragment handelt, kann die ursprüngliche Form nicht eindeutig rekonstruiert werden. Zugnetze verfügen meist über einen höheren Maschenteil in der Mitte des Netzes, der beim Ziehen durch das Wasser und Aufnahme der Fische einen Bauch oder Sack bildet. Das Netz wird halbkreisförmig ausgelegt und kann sowohl vom Ufer als auch vom Boot aus eingezogen werden.
Schuchardt stellt in seinen Romanischen Etymologieen II (1899: 167) einen Sachwortbezug her, in dem der Begriff "Tratta" für "Zug" steht. In Schuchardts Aufzeichnungen (Kladde 17.1.3.5.: 71; 17.1.3.9.: 37) finden sich auch Hinweise auf die "fascia" (das "Band" der größeren Maschen am Rand des Netzes) als besonderes Merkmal der Tratta. Der Maschengröße nach könnte es sich um ein Zugnetz für den Sardellenfang handeln.
Der Erwerb dieses Netzes steht in Zusammenhang mit Schuchardts Aufenthalt in Catania im Juni 1901, möglicherweise hatte er es durch Vermittlung von Gaetano Delogu erhalten, der auf einer Karte vom 19. Juni 1901 die Beschaffung von Fischnetzen für Schuchardt thematisierte. In der Kladde "Fischerei Italien" ist ein Stück "von der tratta" in einer Liste der erworbenen Netze und Fischereigeräte angeführt.
Nach dem Tod Schuchardts 1927 kam das Netz als Teil seines Nachlasses an die Universitätsbibliothek Graz und von dort 1959 als Schenkung an das Volkskundemuseum in Wien.
H: 770 cm
B: 55 cm
B: 55 cm
Hersteller/in
Herkunft
Objekt wird zitiert in
Manuskripte im Hugo-Schuchardt-Nachlass der Universitätsbibliothek Graz, Sondersammlungen:Kladde Fischfang Italien "110 S.", Signatur 17.1.3.1., S. 69-70.
Kladde Fischfang Italien "Fischerei Italien", Signatur 17.1.3.5., S. 41.
Weiterführende Informationen
Korrespondenz im Hugo-Schuchardt-Archiv:Karte von Gaetano Delogu an Hugo Schuchardt vom 19.06.1901 (Briefnummer 2-2276)
Brief von Pietro Spadaro an Hugo Schuchardt vom 08.05.1901 (Briefnummer 02-10732), S. 1, 25-26.
Werke im Hugo-Schuchardt-Archiv:
Schuchardt, Hugo. 1899. Romanische Etymologieen II. In Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Wien 141: S. 1-222, hier S. 167.
Manuskripte im Hugo-Schuchardt-Nachlass der Universitätsbibliothek Graz, Sondersammlungen:
Kladde Fischfang Italien "Fischerei Italien", Signatur 17.1.3.5., S. 29, S. 56, S. 71.
Kladde Fischfang Italien "Palermo", Signatur 17.1.3.7., S. 10, S. 18.
Kladde Fischfang Italien "Palermo Trapani", Signatur 17.1.3.9., S. 37.
Kladde Fischfang Italien "Attrezzi da pesca usati in Istria" von Antonio Ive, Signatur 17.1.3.16., S. 17, S. 19, S. 41, S. 43.
Mappe Fischfang Italien "12 Blatt Notizen", Signatur 17.1.3.17., 1 Blatt "nach Damianos Angaben aufgezeichnet".
Folgende Materialien des Hugo-Schuchardt-Archivs (HSA) stehen in Bezug zu diesem Objekt:
Gaetano Delogu Pietro Spadaro
Delogu | Schuchardt | 1901-06-19 (Briefnummer 2-2276)
Spadaro | Schuchardt | 1901-05-08 (Briefnummer 02-10732)
Schuchardt, Hugo. 1899. Romanische Etymologieen II. In Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Wien 141: S. 1-222, hier S. 167.
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