Ankommen nach einer Flucht oder Vertreibung bedeutet, nach einem tief gehenden Verlust in einem neuen Umfeld auf andere angewiesen zu sein: auf deren Bereitschaft, die neuen BewohnerInnen aufzunehmen, ihnen den Beginn eines neuen Lebens zu ermöglichen und im besten Fall Verständnis für ihr Herkommen zu haben.
Während Deutschland seine Kriegsschuld und damit auch die Verantwortung für die 12 Millionen nach 1945 aus Zentral- und Osteuropa ausgesiedelten Deutschen annahm, beriefen sich die österreichischen Politiker darauf, dass Österreich selbst das „erste Opfer“ der nationalsozialistischen Aggressionspolitik gewesen sei und daher keine „deutschen“ Flüchtlinge aufzunehmen brauche. Sie versuchten die Vertriebenen nach Deutschland weiterzuschieben und verwehrten ihnen lange Zeit die Einbürgerung. 220.000 wurden von Österreich nach Deutschland „repatriiert“, 114.000 konnten bleiben.Die politischen Bedingungen spiegelten jedoch nicht notwendig die geringere oder größere Bereitschaft der Bevölkerung wider, den Geflüchteten einen Platz in der Gesellschaft einzuräumen. Hier zeichnen sich wieder große individuelle Unterschiede in der Erfahrung und Erinnerung ab.
Paradoxerweise konnten auch die wenigen, die in den vormals weitgehend deutschsprachigen Grenzgebieten der Tschechoslowakei verblieben, zu sozialen Neulingen in der neu bevölkerten Umgebung und in einer wild zusammengewürfelten Gesellschaft werden.
Ilias Michopulos erzählt, wie er als Kind des griechischen Bürgerkrieges nach Tschechien kam und sich in den Gebieten, aus denen die „Deutschen“ vertrieben worden waren, ansiedeln konnte. Er war einer von 12.000 Griechen, die hier eine neue Heimat fanden.