Das verlorene Haus und das bewahrte Heim

Für die Vertriebenen und für viele „Deutsche“, die im Land bleiben konnten, war der erste und einprägsamste Schock jener, aus dem eigenen Haus hinausgeworfen zu werden und darin alles oder fast alles zurücklassen zu müssen.
Die politische Vorgabe, eine mehrere Millionen zählende Gruppe für mehr oder minder vogelfrei zu erklären, erregte bei einem Teil der Bevölkerung jede Art von Raublust, während ein anderer Teil den „Ausgestoßenen“ gegenüber menschlich blieb, auch in Eigentumsfragen.

Obwohl gesetzlich legitimiert, hinterließ die radikale Enteignung der „Deutschen“ in der tschechoslowakischen Bevölkerung über Jahrzehnte hinweg ein Unbehagen, das stellenweise an die sichtbare Oberfläche trat: als Angst, die vormaligen BesitzInnen könnten das „Konfiskat“ doch irgendwann wieder zurückfordern; oder etwa in Immobilien-Annoncen, in denen „kein Konfiskat“ als wertsteigerndes Attribut angeführt wurde.

Wesentlich für das Verständnis zwischen Tschechen und Slowaken einerseits und Vertriebenen andererseits ist die Unterscheidung zwischen materiellen Ansprüchen (auf die die Sudetendeutsche Landsmannschaft in Deutschland 2015 offiziell verzichteten) und der emotionalen und seelischen Bindung an das Heim der Kindheit. Diese Bindung kann bewahrt bleiben, auch wenn der materielle Besitz unerreichbar ist. Ja, der Besitz oder dessen Wiedererlangung liegen oft gar nicht im Interesse dieser seelischen Bindung. Für sie ist wichtiger, ob der einstige Besitz von den neuen Eigentümern gepflegt und gewürdigt wird. Vernachlässigung und schlechter Umgang werden als schmerzhaft und traurig empfunden – oder tragen zur inneren Entfremdung von der einstigen Heimat bei.


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