Rodel

vor 1920 Österreichisches Museum für Volkskunde Inv.Nr. ÖMV/83865

Di, 01.05.2012
Die Rodel kam 2009 als Schenkung des Instituts für Europäische Ethnologie ins Museum. Der Schlitten war ein Geschenk eines pensionierten Beamten im Unterrichtsministerium an den früheren Institutsvorstand Helmut Paul Fielhauer. Dieser, an sachkulturellen Zeugnissen stets interessiert, hegte längere Zeit Pläne für ein Alltagsmuseum.
Der robust gebaute Schlitten ist für zwei Personen konstruiert, seine sportlichen Konturen erinnern an die Gestalt moderner Rennrodeln. Tatsächlich wurde die Rodel vom Sporthaus Ludwig Lazar im 9. Bezirk hergestellt.
Das Sporthaus Lazar war ein florierendes Unternehmen mit mehreren Verkaufsstellen in Wien sowie einer Geschäftsstelle beim Südbahnhotel am Semmering. Der Inhaber, Ludwig Lazar, starb 1916 im Alter von 52 Jahren. Seine Frau führte die Firma nach seinem Tod als Alleininhaberin weiter. Leontine Lazar war eine tüchtige Geschäftsfrau, auf ihren Namen waren gleich mehrere Gewerbe angemeldet, so jenes für „Bespannung und Reparatur von Tennisschläger, Montage von Skibindungen, Skikanten und Schlittschuhen".
Das Unternehmen beschäftigte durchschnittlich etwa 18 Angestellte, 1938, im Jahr des „Anschlusses", bestand die Firma Lazar beinahe seit 50 Jahren. Im Sommer 1939, als Leontine Lazar die Ausreise aus Österreich glückte, war ihr Unternehmen mit dem letzten Standort Kolingasse 13 bereits „arisiert". Nach dem Krieg versuchte die Familie Ansprüche entsprechend den Restitutionsgesetzen geltend zu machen, der Verkaufserlös der Firma aus dem „Arisierungsverfahren" wurde jedoch nicht restituiert.
Von wem, wo und wie die Rodel verwendet wurde, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren. Zeichen individualisierter Produktaneignung finden sich aber auf der Sitzfläche professionell eingeprägt.
Neben dem Schlitten dürfte Helmut P. Fielhauer noch weitere Objekte von dem pensionierten Beamten für sein Museumsprojekt erhalten haben. Die Rodel wird nun vom Museum für Volkskunde verwahrt. Wir können sie heute lesen als materielle Erinnerung an eine nicht realisierte Idee.
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