Wehrmachtshelm, zum Mörtelschöpfer umfunktioniert
ÖMV/83.312
Schwerter zu Pflugscharen
In der Nachkriegszeit wurden in ganz Österreich Kriegsrelikte zu Werkzeugen des Friedens umfunktioniert. Ein Wehrmachtshelm diente als Mörtelschöpfer beim Bau eines Hauses.
Beschreibung:
An der Vorderseite der rostigen und mit Resten von Zement und Mörtel überzogenen Helmschale ist eine Tülle als Stielaufnahme angeschweißt. Auf der Helmrückseite befindet sich eine kleine Metallklammer, die Teil der ursprünglichen Anwendung des Helms ist. Auf Grund dieses Details lässt sich vermuten, dass der Helm aus einer ungarischen Produktionslinie stammt.
Geschichte / Museum:
Das Exponat wurde dem Museum im Mai 2006 von Anton Werfring (Sieggraben, Burgenland) dauerhaft überlassen. Sein Sohn, Johann Werfring, Journalist bei der Wiener Zeitung, freier Autor und Weinkenner, überbrachte das Stück mit der Bitte, es möglichst bald auszustellen. Das Museum richtete eine Gangvitrine im Eingangsbereich ein, um das Stück als temporäre Intervention zu präsentieren. Was mit einer spontanen Idee begann, hatte bis 2016 Bestand. Unter dem Titel "neuerDings" wurden dort in unregelmäßigen Abständen neu erworbene oder inventarisierte Objekte in unterschiedlichsten Kontexten präsentiert.
Geschichte / Leben / Kontext:
In der Nachkriegszeit wurden in ganz Österreich Kriegsrelikte zu Werkzeugen des Friedens umfunktioniert. Wehrmachtshelme fungierten unter anderem als provisorische Feuerwehrhelme und als Blumentöpfe. Sogar als Nachttopf soll der eine oder andere Helm gebraucht worden sein. Aus Soldatenuniformen stellte man Trachtenuniformen her und Zeltplanen der Wehrmacht mutierten zu Regenmänteln. Eine phantasiebegabte Hausfrau gewann aus dem Filter einer deutschen Volksgasmaske einen Knödelschöpfer.
Wie Anton Werfring berichtete, sammelten die Sieggrabener unmittelbar nach dem Krieg die leeren Granatenhülsen ein, die zuhauf in Wald und Flur herumlagen, und brachten sie zur Glockengießerei. Auf diese Weise schafften sie es, als eine der ersten Gemeinden des Landes, neue Kirchenglocken zu installieren.
Über die Umfunktionierung des Helmes berichtet Anton Werfring: "Am Karfreitag, dem 30. April 1945, verlagerte sich im Burgenland die Front von Süden her in unseren Ort. Im Waldabschnitt zwischen Sieggraben und Marz fanden zwischen der deutschen Wehrmacht und den russischen Streitkräften harte Gefechte statt. Nach dem Kampf war das Schlachtfeld nicht nur mit Toten, sondern auch mit allerlei Kriegsgerät übersät. Neben ausgebrannten Fahrzeugen, Granaten und Gewehren lagen auch zahlreiche Stahlhelme im Wald. Als wir 1949 unser Haus umbauten, verwendeten wir auf unserer Baustelle einen solchen Stahlhelm, an dem ich einen Griff anschweißen ließ, zum Mörtelschöpfen. Der eiserne Griff des Helmes ist innen hohl, damit wir einen Holzstiel anbringen konnten."
Matthias Beitl
In der Nachkriegszeit wurden in ganz Österreich Kriegsrelikte zu Werkzeugen des Friedens umfunktioniert. Ein Wehrmachtshelm diente als Mörtelschöpfer beim Bau eines Hauses.
Beschreibung:
An der Vorderseite der rostigen und mit Resten von Zement und Mörtel überzogenen Helmschale ist eine Tülle als Stielaufnahme angeschweißt. Auf der Helmrückseite befindet sich eine kleine Metallklammer, die Teil der ursprünglichen Anwendung des Helms ist. Auf Grund dieses Details lässt sich vermuten, dass der Helm aus einer ungarischen Produktionslinie stammt.
Geschichte / Museum:
Das Exponat wurde dem Museum im Mai 2006 von Anton Werfring (Sieggraben, Burgenland) dauerhaft überlassen. Sein Sohn, Johann Werfring, Journalist bei der Wiener Zeitung, freier Autor und Weinkenner, überbrachte das Stück mit der Bitte, es möglichst bald auszustellen. Das Museum richtete eine Gangvitrine im Eingangsbereich ein, um das Stück als temporäre Intervention zu präsentieren. Was mit einer spontanen Idee begann, hatte bis 2016 Bestand. Unter dem Titel "neuerDings" wurden dort in unregelmäßigen Abständen neu erworbene oder inventarisierte Objekte in unterschiedlichsten Kontexten präsentiert.
Geschichte / Leben / Kontext:
In der Nachkriegszeit wurden in ganz Österreich Kriegsrelikte zu Werkzeugen des Friedens umfunktioniert. Wehrmachtshelme fungierten unter anderem als provisorische Feuerwehrhelme und als Blumentöpfe. Sogar als Nachttopf soll der eine oder andere Helm gebraucht worden sein. Aus Soldatenuniformen stellte man Trachtenuniformen her und Zeltplanen der Wehrmacht mutierten zu Regenmänteln. Eine phantasiebegabte Hausfrau gewann aus dem Filter einer deutschen Volksgasmaske einen Knödelschöpfer.
Wie Anton Werfring berichtete, sammelten die Sieggrabener unmittelbar nach dem Krieg die leeren Granatenhülsen ein, die zuhauf in Wald und Flur herumlagen, und brachten sie zur Glockengießerei. Auf diese Weise schafften sie es, als eine der ersten Gemeinden des Landes, neue Kirchenglocken zu installieren.
Über die Umfunktionierung des Helmes berichtet Anton Werfring: "Am Karfreitag, dem 30. April 1945, verlagerte sich im Burgenland die Front von Süden her in unseren Ort. Im Waldabschnitt zwischen Sieggraben und Marz fanden zwischen der deutschen Wehrmacht und den russischen Streitkräften harte Gefechte statt. Nach dem Kampf war das Schlachtfeld nicht nur mit Toten, sondern auch mit allerlei Kriegsgerät übersät. Neben ausgebrannten Fahrzeugen, Granaten und Gewehren lagen auch zahlreiche Stahlhelme im Wald. Als wir 1949 unser Haus umbauten, verwendeten wir auf unserer Baustelle einen solchen Stahlhelm, an dem ich einen Griff anschweißen ließ, zum Mörtelschöpfen. Der eiserne Griff des Helmes ist innen hohl, damit wir einen Holzstiel anbringen konnten."
Matthias Beitl
H: 17 cm
B: 26 cm
L: 41 cm
B: 26 cm
L: 41 cm
Objektklasse
Hersteller/in
Beitragende/r
Herkunft
Datierung
Material
Sammlung
Objekt wird zitiert in
Werfring, Johann. 2005. Schwerter zu Pflugscharen ... In Wiener Zeitung, 28.6.2005. Werfring, Johann. 2006. Schwerter zu Pflugscharen. In Gemeindenachrichten Sieggraben, Juli 2006, S. 16-17.
Weiterführende Informationen
Projektgruppe "Trench Art - Kreativität des Schützengrabens" (Hg.). 2002. Kleines aus dem Großen Krieg. Metamorphosen militärischen Mülls. Begleitband zur Ausstellung im Haspelturm des Schlosses Hohentübingen vom 26. April bis 16. Juni 2002. Tübingen: Tübinger Vereinigung für Volkskunde.
Kommentare