Fischnetz "Sciabica" (?)


ÖMV/63.567
Fischnetz in Form eines Schleppnetzes bestehend aus einem Netzsack und zwei Flügeln aus tw, gefärbtem Leinen- oder Hanfgarn und Leinen- oder Hanfzwirn genetzt mit einer Gesamthöhe von ca. 70 cm und einer Länge von ca. 270 cm. Der trichter- bis schlauchartige Netzsack ist an seinem schmalen Ende mit einer Führungsleine versehen, die mit fünf Bleikörpern besetzt ist. Schnüre an diesem Netzteil dienen dazu, das Netzende während des Fischfangs zu verschließen. Zur Sacköffnung hin weitet sich der Netzsack und geht in zwei ca. 1,3 m lange Flügel über, die an ihren Enden mit ca. 16,5 cm hohen Holzbügeln abgeschlossen sind, an denen bei Gebrauch Zugleinen befestigt werden. Ober- und Unterseiten der Flügel sind mit Führungsleinen versehen, an denen 21 Korkschwimmer und 22 Bleigewichte befestigt sind. Die einzelnen Netzteile sind mittels hellem Faden sichtbar aneinandergefügt. Das Netztuch besteht aus mehreren Abschnitten mit unterschiedlichen Maschengrößen, die sich vom Flügelbeginn bis zur Sackspitze hin verringern. Das äußere Drittel der Flügel ist in Maschen mit einer Weite von ca. 4,5 cm gefertigt und geht zur Mitte der Flügel auf 2 cm über. Das letzte Drittel der Netzflügel und der trichterförmige Netzsack weisen eine Maschenweite von ca. 1,5 cm auf. Der weiterführende Netzschlauch ist mit 0,8 cm genetzt, wobei der schmale Schlauch, über den die Fische entnommen werden, eine sehr kleine Maschenweite von 0,4 cm aufweist. Mit dieser Variation von Maschenweiten können sehr viele Fische aufgenommen werden und durch die extreme Verengung nicht entweichen.

Diese Art der Netze wird als Schleppnetz bezeichnet. Es gibt Hinweise, dass es sich bei diesem Netz um eine "Sciabica" handeln könnte, die allerdings sowohl als Zugnetz als auch als Schleppnetz bekannt ist und unterschiedliche Ausführungen aufweist. Aufgrund der vorliegenden Netzgröße könnte es sich um ein Originalnetz handeln, das per Hand durch seichte Gewässer geschleppt wird.

Die Beschaffung dieses Netzes steht wahrscheinlich in Zusammenhang mit Schuchardts Aufenthalt in Sizilien zwischen April und Juni 1901, eventuell hatte er dieses Netz über Gaetano Delogu bezogen, der in einer Karte aus Syrakus vom 19. Juni 1901 die Fertigstellung von Schleppnetzen, u.a. einer "Sciabica" erwähnte. Schuchardt wiederum notierte in seiner Kladde "Catania" die Beschreibung einer "Sciabica" aus Syrakus.
Nach dem Tod Schuchardts 1927 kam das Netz als Teil seines Nachlasses an die Universitätsbibliothek Graz und von dort 1959 als Schenkung an das Volkskundemuseum in Wien.
H: 70 cm
L: 270 cm



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Fischnetz "Sciabica" (?) - Bild 1
Fischnetz "Sciabica" (?) - Bild 1
Fischnetz "Sciabica" (?) - Bild 2
Weiterführende Informationen
Korrespondenz im Hugo-Schuchardt-Archiv:
Karte von Gaetano Delogu an Hugo Schuchardt vom 19.06.1901 (Briefnummer 2-2276)

Manuskripte im Hugo-Schuchardt-Nachlass der Universitätsbibliothek Graz, Sondersammlungen:
Kladde Fischfang Italien "Fischerei Italien", Signatur 17.1.3.5., S. 57.
Kladde Fischfang Italien "Palermo", Signatur 17.1.3.7., S. 14.
Kladde Fischfang Italien "Palermo Trapani", Signatur 17.1.3.9., S. (30).
Kladde Fischfang Italien "Catania", Signatur 17.1.3.11., S. 5, S. 39, S. 54, S. 56.
Folgende Materialien des Hugo-Schuchardt-Archivs (HSA) stehen in Bezug zu diesem Objekt:
Gaetano Delogu
Delogu | Schuchardt | 1901-06-19 (Briefnummer 2-2276)

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