Krüllarbeit mit Hausenblasenrelief


ÖMV/20.158
Klosterarbeit
Kastenbild mit floral bemaltem Rahmen. Zwischen Reliquien und reicher Krüllarbeit im oberen Teil ein Hausenblasenrelief mit einer Darstellung des Hl. Antonius von Padua, darunter ein Schabfigürchen montiert.
Angefertigt Mitte 18. Jahrhundert.

Beschreibung:
Kastenbild mit floral bemaltem Rahmen, darin eingebettet in einer Papierarbeit auf rosa Stoffgrund im Zentrum ein weißes Hausenblasenrelief mit einem Bildnis des Hl. Antonius von Padua im Zwiegespräch mit dem erhöht vor ihm stehenden Jesuskind, bez. "S. Ant. De." Rundherum sind sechs Reliquienpartikeln mit Cedulae angebracht, die Beschriftungen sind verblasst. Im unteren Bildteil ist ein Schabfigürchen mit dem Gnadenbild der Maria Einsiedeln aus weißem Gips zwischen weiteren, vier paarig angeordneten Reliquienpartikeln mit Cedulae montiert.
Das Bild ist mit ornamental angeordnetem Krüll (gerollte Kartonstreifen mit Goldschnitt) und mit blauem Seidenfaden umwickelten Silberdrahtspiralen gefüllt. Im oberen Teil des Hausenblasenreliefs ist viermal je eine Wachsperle zwischen Bild und Cedulae gesetzt. Die Arbeit wird von einer aufgenähten Goldborte umrahmt.

Geschichte / Museum:
Das Kastenbild ist eine interessante Ergänzung der Sammlung religiöser Volksfrömmigkeit. Es wurden die unterschiedlichsten Materialien zur Montage des Bildes verwendet: ein Hausenblasenmedaillon, eine sogenannte Schabmadonna und Krüll anstelle der sonst üblichen Drahtarbeiten.

Geschichte / Leben / Kontext:
Die Bilder sind Zeichen der Volksfrömmigkeit und zeugen vom Fleiß und den künstlerischen Fertigungstechniken in den Klöstern.
Für die Herstellung der Hausenblasenreliefs wurde der wasserklare Hausenblasenleim, gewonnen aus der Schwimmblase des Hausens (einem Fisch aus der Gattung der Echten Störe), mit einem weißen Füllstoff (Bleiweiß) versetzt und über einer Kupferplatte ausgegossen. Durch einen Wachsrand wurde das Abfließen des Leims verhindert und so ein reliefartiges Bildchen erzeugt.
Die in Form eines Gnadenbildes gemodelten und geweihten Schabfigürchen aus Ton dienten als Amulette. Das abgeschabte Pulver verwendete man als Heilmittel. Besonderer Beliebtheit erfreuten sie sich im 18. Jahrhundert.

Nora Witzmann
H: 16,7 cm
B: 13 cm
T: 3 cm



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Krüllarbeit mit Hausenblasenrelief - Bild 1
Weiterführende Informationen
Augustinermuseum Freiburg & Stadt Freiburg im Breisgau (Hg.). 1995. Gold, Perlen und Edel-Gestein. Reliquienkult und Klosterarbeiten im deutschen Südwesten. München: Hirmer.

Watteck, Arno. 2004. Amulette und Talismane. Traditionelle Amulette des süddeutschen Sprachraumes und der Alpenländer. Oberndorf: Verlag für Kommunikation Guggenberger.

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