Bienenstockstirnbrett
ÖMV/17.691
Verkehrte Welt
Figural bemaltes Stirnbrett eines kastenförmigen Bienenstocks mit der Darstellung eines sitzenden Jägers, welcher von einem Fuchs rasiert wird, dem ein Hase die Rasierschale hält.
Ölfarbe auf Holz, angefertigt 1869 in Krain, Slowenien.
Beschreibung:
An den kastenförmigen Bienenstöcken wurde jeweils nur das vordere Brett bemalt. Diese meist längsrechteckigen Stirnbretter weisen in der Mitte der unteren Kante eine rechteckige Ausnehmung für das Einflugloch auf.
Die Bemalungen der Stirnbretter zeigen vielfältige religiöse und weltliche Motive. Wie die Darstellung "Der Fuchs rasiert den Jäger" aus der Motivfamilie der "verkehrten Welt", haben einige Motive ihren Ursprung in den grafischen Vorlagen der populären Druckgrafik. Der Jäger sitzt auf einem Baumstumpf, links von ihm der Fuchs mit dem Rasiermesser, rechts ein Hase mit der Rasierschale. Das Gewehr des Jägers lehnt an einem Baum, sein Hut ist über das Laufende gestülpt. Die barocke Rahmung an den seitlichen Bretträndern dürfte beschnitten worden sein.
Die Malschicht des Brettchens ist zwar stellenweise abgerieben, der durchwegs gute Erhalt der Farben dürfte auf die Verwendung von Erdfarben und hausgemachtem Leinöl zurückzuführen sein. Neben der freihändigen Bemalung wurden für solche seriellen Darstellungen auch Schablonen verwendet.
Geschichte / Museum:
Das Museum beherbergt mehr als 230 bemalte Bienenstockstirnbretter mit unterschiedlichsten Darstellungen. Daraus können wohl Rückschlüsse auf die Motivvielfalt, nicht aber auf die Beliebtheit der Einzelmotive herausgelesen werden. Für die Sammlung wurden möglichst unterschiedliche Motive ausgewählt, wobei den ungewöhnlichen Darstellungen vielfach der Vorzug gegeben wurde. Schriftliche Belege über die Wertigkeit einzelner Motive gibt es nicht.
Geschichte / Leben / Kontext:
Bienenhonig zählt zu den ältesten Nahrungsmitteln des Menschen. Das von den Bienen beim Wabenbau erzeugte Wachs spielte bis ins 19. Jahrhundert ebenfalls eine große Rolle als Beleuchtungs- und Heilmittel, für die Anfertigung von Opfergaben (Wachsvotiven) und als künstlerisches Gestaltungsmittel. Der große Bedarf an Kerzen wurde durch grundherrschaftliche Zinsabgaben und durch kirchliche Opfergaben gedeckt.
Die Bienenstockstirnbrettmalereien finden sich an den aus Brettern gezimmerten horizontalen Beuten wie dem Krainer Bauernstock. In der Krain sowie im slowenischen Sprachgebiet Kärntens und der Steiermark kamen im 19. Jahrhundert Bienenhäuser in Mode. Diese Zeit war auch die Blüte der Stirnbrettmalereien. Das älteste bekannte bemalte Stirnbrett trägt die Jahreszahl 1758 und belegt somit die lange Tradition, welche nach 1900 zum Erliegen kam. Das Hauptverbreitungsgebiet bemalter Stirnbretter dürfte in Südkärnten, der slowenischen Nordweststeiermark, in der Zentral- und Nordkrain sowie in einem Teil des Görzischen gelegen haben. Warum diese Art der Malerei aber nicht auch in anderen Gegenden populär wurde, konnte bisher nicht gänzlich geklärt werden beziehungsweise fehlen erhaltene Belegestücke (im Museum gibt es einige Vergleichsobjekte aus dem Salzburger Lammertal). Eine Rolle dürften die außerordentlich reichen Erträge und die daraus resultierenden hohen Einkommen in den erwähnten Gegenden gespielt haben.
Nora Witzmann
Figural bemaltes Stirnbrett eines kastenförmigen Bienenstocks mit der Darstellung eines sitzenden Jägers, welcher von einem Fuchs rasiert wird, dem ein Hase die Rasierschale hält.
Ölfarbe auf Holz, angefertigt 1869 in Krain, Slowenien.
Beschreibung:
An den kastenförmigen Bienenstöcken wurde jeweils nur das vordere Brett bemalt. Diese meist längsrechteckigen Stirnbretter weisen in der Mitte der unteren Kante eine rechteckige Ausnehmung für das Einflugloch auf.
Die Bemalungen der Stirnbretter zeigen vielfältige religiöse und weltliche Motive. Wie die Darstellung "Der Fuchs rasiert den Jäger" aus der Motivfamilie der "verkehrten Welt", haben einige Motive ihren Ursprung in den grafischen Vorlagen der populären Druckgrafik. Der Jäger sitzt auf einem Baumstumpf, links von ihm der Fuchs mit dem Rasiermesser, rechts ein Hase mit der Rasierschale. Das Gewehr des Jägers lehnt an einem Baum, sein Hut ist über das Laufende gestülpt. Die barocke Rahmung an den seitlichen Bretträndern dürfte beschnitten worden sein.
Die Malschicht des Brettchens ist zwar stellenweise abgerieben, der durchwegs gute Erhalt der Farben dürfte auf die Verwendung von Erdfarben und hausgemachtem Leinöl zurückzuführen sein. Neben der freihändigen Bemalung wurden für solche seriellen Darstellungen auch Schablonen verwendet.
Geschichte / Museum:
Das Museum beherbergt mehr als 230 bemalte Bienenstockstirnbretter mit unterschiedlichsten Darstellungen. Daraus können wohl Rückschlüsse auf die Motivvielfalt, nicht aber auf die Beliebtheit der Einzelmotive herausgelesen werden. Für die Sammlung wurden möglichst unterschiedliche Motive ausgewählt, wobei den ungewöhnlichen Darstellungen vielfach der Vorzug gegeben wurde. Schriftliche Belege über die Wertigkeit einzelner Motive gibt es nicht.
Geschichte / Leben / Kontext:
Bienenhonig zählt zu den ältesten Nahrungsmitteln des Menschen. Das von den Bienen beim Wabenbau erzeugte Wachs spielte bis ins 19. Jahrhundert ebenfalls eine große Rolle als Beleuchtungs- und Heilmittel, für die Anfertigung von Opfergaben (Wachsvotiven) und als künstlerisches Gestaltungsmittel. Der große Bedarf an Kerzen wurde durch grundherrschaftliche Zinsabgaben und durch kirchliche Opfergaben gedeckt.
Die Bienenstockstirnbrettmalereien finden sich an den aus Brettern gezimmerten horizontalen Beuten wie dem Krainer Bauernstock. In der Krain sowie im slowenischen Sprachgebiet Kärntens und der Steiermark kamen im 19. Jahrhundert Bienenhäuser in Mode. Diese Zeit war auch die Blüte der Stirnbrettmalereien. Das älteste bekannte bemalte Stirnbrett trägt die Jahreszahl 1758 und belegt somit die lange Tradition, welche nach 1900 zum Erliegen kam. Das Hauptverbreitungsgebiet bemalter Stirnbretter dürfte in Südkärnten, der slowenischen Nordweststeiermark, in der Zentral- und Nordkrain sowie in einem Teil des Görzischen gelegen haben. Warum diese Art der Malerei aber nicht auch in anderen Gegenden populär wurde, konnte bisher nicht gänzlich geklärt werden beziehungsweise fehlen erhaltene Belegestücke (im Museum gibt es einige Vergleichsobjekte aus dem Salzburger Lammertal). Eine Rolle dürften die außerordentlich reichen Erträge und die daraus resultierenden hohen Einkommen in den erwähnten Gegenden gespielt haben.
Nora Witzmann
H: 12,4 cm
B: 27 cm
T: 1,5 cm
B: 27 cm
T: 1,5 cm
Datierung
Technik
Sammlung
Objekt wird zitiert in
Bucur, Corneliu & Margot Schindler. 2007. 15 + 10 + 2: Identitãti Europene. Sibiu: Editura Astra Museum, S. 37. Bussel, Gerard van & Axel Steinmann (Hg.). 2011. Wald - Baum - Mensch. Wien: Kunsthistorisches Museum mit MVK und ÖTM, S. 139.
Haberlandt, Michael. 1911. Österreichische Volkskunst II. Aus den Sammlungen des Museums für Österreichische Volkskunde in Wien. Wien: J. Löwy, S. 32 (Fig. 9) und Tafel 97/9.
Schindler, Margot. 2004. 15 + 10 European Identities. Wien: Österreichisches Museum für Volkskunde (= Kataloge des Österreichischen Museums für Volkskunde 84), S. 66-67.
Weiterführende Informationen
Beitl, Klaus & Ivan Sedej (Hg.). 1989. Der Mensch und die Biene. Die Apikultur Sloweniens in der traditionellen Wirtschaft und Volkskunst. Ljubljana: Slowenisches Ethnographisches Museum, Wien: Österreichisches Museum für Volkskunde (= Veröffentlichungen des Österreichischen Museums für Volkskunde 24).
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