Bratenwagen


NHM/53.793
Singvögel als Delikatesse
Das über 100jährige Kochgerät aus Eisenblech war vermutlich eine Sonderanfertigung und wurde in einem Gasthaus in der Steiermark verwendet. Auf die Spitzen steckte man die zu garenden Speisen - u.a., so wurde überliefert, auch Singvögel - und schob dann den "Bratlwagen" in den Ofen.

Beschreibung:
Rechteckiges, wagenartiges Kochgerät mit vier Eisenblechrädern versehen; auf dem "Wagen" sind vier Gestelle mit je sieben Spitzen aus Eisen angenietet; auf diese wurden die zu garenden Speisen - vermutlich Fleischstücke, eventuell Tauben, Wachteln oder Singvögel - aufgesteckt.

Geschichte / Museum:
Das als "Bratlwagen" inventarisierte Objekt wurde vom Sammler und Kustos des Ödenburger Stadtmuseums, Johann Reinhard Bünker (1863-1914), um einen Gulden von einem gewissen Georg Tendl in Schrems, Steiermark, vor 1900 erworben. Johann Bünker, eifriger Sammler für die anthropologisch-ethnographische Abteilung des k.k. naturhistorischen Hofmuseums, war gleichzeitig auch Lehrer an der evangelischen Volksschule in Ödenburg und sammelte vorwiegend im Raum Westungarn, Burgenland, Kärnten und der Steiermark. Diese Objekte der Sammlung Bünker, die 1895 vom Museumsgründer Michael Haberlandt erstmals in einer Liste erfasst wurden, sind 1901 dem Museum für österreichische Volkskunde als Dauerleihgabe überlassen worden. Der Bratenwagen ist derzeit im Bereich "Feuer, Herd und Ofen" der Dauerausstellung zu sehen.

Geschichte / Leben / Kontext:
Um Feuer für das häusliche Kochen nutzbar zu machen, sind bestimmte Vorrichtungen notwendig. Kochplatz bzw. Feuerstelle wurden im Laufe der häuslichen Ordnung als eigener Ort definiert ("Feuerstelle", "Rauchküche", "Küche", "Ofen"), für bestimmte Speisen bzw. Gartechniken wurde spezielles Geschirr entwickelt. Kessel, die auf dem Kesselhaken oder dem schwenkbaren Arm über dem Feuer hingen und in denen Eintöpfe kochten oder auch Pfannen mit langem Stiel, die in die Vertiefungen der Holzherde passten, Brotschaufeln, mit denen das Brot in den Ofen "eingeschossen" wurde u.ä.m. sind Utensilien, die vielen heute noch aus ihrer Kindheit vertraut sind. Dieser Bratenwagen konnte praktisch in den heißen Ofen gerollt werden, eine Halterung auf einer Breitseite vereinfachte hierfür die Handhabung.

Birgit Johler
H: 25 cm
B: 57 cm
T: 36 cm



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Bratenwagen - Bild 1
Objekt wird zitiert in
Literatur:
Hempel, Gudrun. 1989. Herd- und Küchengerät aus der Metallsammlung des Österreichischen Museums für Volkskunde. Wien: Österreichisches Museum für Volkskunde, S. 19 (Katalog Nr. 19), 26 (Abb.).

Grieshofer, Franz & Margot Schindler (Red.). 2006. Papageno backstage. Perspektiven auf Vögel und Menschen. Wien: Österreichisches Museum für Volkskunde, S. 93.

Film:
Vorfilm "Volkskundemuseum Objekt Nr. 7" des espressofilmfestivals 2013 - Kinder erklären Objekte aus den Sammlungen des Museums

Kommentare

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Felix Schmieder
19.12.2016 - 12:13
Das Objekt findet sich auch auf Ihrem Youtube-Kanal in der Reihe "Kinder erklären Objekte der Ausstellung". https://www.youtube.com/watch?v=MhDCG-HFrzw&list=PLPKPFBcZwRaBZVnTK1lXVaFZLIjfG95Ir&index=7 Die Reihe ist übrigens sehr schön, nur leider sehr kurz. Eine Verlinkung fände ich schön.
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Elisabeth Egger
19.12.2016 - 15:30
Lieber Felix Schmieder, Danke für den Hinweis (Sie waren übrigens der erste Nutzer, der unsere neue Kommentarfunktion verwendet hat!). Der Link ist bereits ergänzt. Liebe Grüße
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