Volkskundemuseum Wien
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Flucht und Migration stellen eine der größten Herausforderungen für vielfach als post-demokratisch und post-staatlich beschriebene Gesellschaften des 21. Jahrhunderts dar. Auch die Europäische Ethnologie ist als wissenschaftliche Disziplin wie als fachbezogenes Museum gefordert: Wie kann die Wissenschaft den neuen „Weltlosen“ (Z. Bauman nach H. Arendt), einer riesigen Gruppe von nur noch als „Uberschüssige“ regierten Menschen, eine Stimme verleihen? Greifen bewährte ethnomethodologische Ansätze, Forschungsstrategien und Weisen der Wissensproduktion auch in der Analyse dieser Entwicklungen, die mit globalen Kriegen, dem Niedergang staatlicher Souveränität im mittleren Osten wie mitten in Europa ebenso verbunden sind, wie mit Klimawandel und dem Kampf um Ressourcen? Oder erfordern die geopolitischen Bruchlinien und die identitätspolitischen Kampfzonen der Gegenwart eine neue, nomadische oder diasporische Ethnologie und eine partizipative ethnologische Museologie des 21. Jahrhunderts?
Das Jahr 2015 stellt hinsichtlich des Themas Flucht & Migration einen Wendepunkt und einen Scheideweg für Europa dar. An die 90.000 Menschen sind als Opfer von Krieg, Misshandlung, Verfolgung und ökonomischen Zusammenbrüchen in Österreich gestrandet. Ihren Spuren widmet sich das Pilotprojekt „Museum auf der Flucht“: Dafür fragt es zum einen gemeinsam mit geflüchteten Asylwerber*innen danach, wie gegenwärtige Entwicklungen und Verwerfungen des 21. Jahrhunderts Eingang in „westlichen“ Museen finden und so zur Entstehung zukünftiger Gedächtnisse und kultureller oder politischer Archive beitragen können. Auf der „anderen“ Seite durchforstet es – ebenfalls in einem partizipativen Prozess mit Geflüchteten und den Kurator*innen des Volkskundemuseum Wien – die historischen Bestände des Hauses hinsichtlich der Spuren, die dort migrantische, marginalisierte oder subalterne Gruppen im 19. und 20. Jahrhundert hinterlassen haben.
„Akademie des Verlernens“ – Kooperation mit den Wiener Festwochen
Zugleich wird es in Kooperation mit den Wiener Festwochen durchgeführt, die seit heuer unter der neuen Intendanz von Tomas Zierhofer-Kin stehen. Gemeinsam mit seinen KuratorInnen Nadine Jessen und Johannes Maile bildet die Programmschiene „Akademie des Verlernens“ einen Fixpunkt in den kommenden Jahren, der Fragen der postcolonial studies im künstlerischen wie aktivistischen Zusammenhang bearbeitet. Das „Museum auf der Flucht“ ist auf mehrfache Weise in dieses Programm eingebunden:
• Die Museums-Fellowships sind Teil einer gemeinsamen Unternehmung von Festwochen, Science Communciations Research und dem Volkskundemuseum Wien, die unter dem Titel Collegium Irregulare daran arbeitet, ein nachhaltiges Fellowship-Programm für hochqualifizierte AsylwerberInnen zu gründen.
• Im Rahmen der Wiener Festwochen findet unter dem Titel Museum der Weltlosen vom 8.-11.6.2017 eine von Alexander Martos und Niko Wahl kuratierte 4-tägige Veranstaltungsreihe statt. Die performative Installation spekuliert in öffentlichen Arbeitsgesprächen auf ein Museum der Zukunft – eine Art Haus der Kulturen der Weltlosen – und erörtert Möglichkeiten und Probleme einer zukünftigen Ethnologie mit internationalen ExpertInnen.
• Die Night School (www.nightschool.at), ein Projekt von Marissa Lôbo und Catrin Seefranz, ist von 13.3. bis 12.6. (mit Ausnahme des 17.4.) wöchenlich jeweils montags zu Gast im Volkskundemuseum und erprobt dort gemeinsam mit Kollektiven und Initiativen, KünstlerInnen, AktivistInne, PädagogInnen und TheoretikerInnen das „Learning to learn from Below“, wie es von der Philosophin Gayatri Spivak vorgeschlagen wurde.
Das „Museum auf der Flucht“ wird finanziert durch das Bundeskanzleramt Kunstsektion und wird von den beiden Kuratoren Alexander Martos und Niko Wahl geleitet.
Links:
Science Communications Research (http://research.science.co.at)
Akademie des Verlernens der Wiener Festwochen (http://www.festwochen.at/programm/#series=2)
Night School (www.nightschool.at)
Download:
Ausschreibung Museum-Fellowship für Asylwerber*innen (de)
Call Museum Fellowships for Asylum Seekers (en)
Eine Ethnologie für das 21. Jahrhundert?
Das Jahr 2015 stellt hinsichtlich des Themas Flucht & Migration einen Wendepunkt und einen Scheideweg für Europa dar. An die 90.000 Menschen sind als Opfer von Krieg, Misshandlung, Verfolgung und ökonomischen Zusammenbrüchen in Österreich gestrandet. Ihren Spuren widmet sich das Pilotprojekt „Museum auf der Flucht“: Dafür fragt es zum einen gemeinsam mit geflüchteten Asylwerber*innen danach, wie gegenwärtige Entwicklungen und Verwerfungen des 21. Jahrhunderts Eingang in „westlichen“ Museen finden und so zur Entstehung zukünftiger Gedächtnisse und kultureller oder politischer Archive beitragen können. Auf der „anderen“ Seite durchforstet es – ebenfalls in einem partizipativen Prozess mit Geflüchteten und den Kurator*innen des Volkskundemuseum Wien – die historischen Bestände des Hauses hinsichtlich der Spuren, die dort migrantische, marginalisierte oder subalterne Gruppen im 19. und 20. Jahrhundert hinterlassen haben.
„Akademie des Verlernens“ – Kooperation mit den Wiener Festwochen
Zugleich wird es in Kooperation mit den Wiener Festwochen durchgeführt, die seit heuer unter der neuen Intendanz von Tomas Zierhofer-Kin stehen. Gemeinsam mit seinen KuratorInnen Nadine Jessen und Johannes Maile bildet die Programmschiene „Akademie des Verlernens“ einen Fixpunkt in den kommenden Jahren, der Fragen der postcolonial studies im künstlerischen wie aktivistischen Zusammenhang bearbeitet. Das „Museum auf der Flucht“ ist auf mehrfache Weise in dieses Programm eingebunden:
• Die Museums-Fellowships sind Teil einer gemeinsamen Unternehmung von Festwochen, Science Communciations Research und dem Volkskundemuseum Wien, die unter dem Titel Collegium Irregulare daran arbeitet, ein nachhaltiges Fellowship-Programm für hochqualifizierte AsylwerberInnen zu gründen.
• Im Rahmen der Wiener Festwochen findet unter dem Titel Museum der Weltlosen vom 8.-11.6.2017 eine von Alexander Martos und Niko Wahl kuratierte 4-tägige Veranstaltungsreihe statt. Die performative Installation spekuliert in öffentlichen Arbeitsgesprächen auf ein Museum der Zukunft – eine Art Haus der Kulturen der Weltlosen – und erörtert Möglichkeiten und Probleme einer zukünftigen Ethnologie mit internationalen ExpertInnen.
• Die Night School (www.nightschool.at), ein Projekt von Marissa Lôbo und Catrin Seefranz, ist von 13.3. bis 12.6. (mit Ausnahme des 17.4.) wöchenlich jeweils montags zu Gast im Volkskundemuseum und erprobt dort gemeinsam mit Kollektiven und Initiativen, KünstlerInnen, AktivistInne, PädagogInnen und TheoretikerInnen das „Learning to learn from Below“, wie es von der Philosophin Gayatri Spivak vorgeschlagen wurde.
Das „Museum auf der Flucht“ wird finanziert durch das Bundeskanzleramt Kunstsektion und wird von den beiden Kuratoren Alexander Martos und Niko Wahl geleitet.
Links:
Science Communications Research (http://research.science.co.at)
Akademie des Verlernens der Wiener Festwochen (http://www.festwochen.at/programm/#series=2)
Night School (www.nightschool.at)
Download:
Ausschreibung Museum-Fellowship für Asylwerber*innen (de)
Call Museum Fellowships for Asylum Seekers (en)