Through the Dark

Gesprächsreihe

Laura Bäumel (Zürich), Patrick Wielowiejski (Berlin)

Do, 10.04.2025, 17:00
Blau wählen: Ethnografische Fallstudien über die Attraktivität der FPÖ und AfD für Arbeiterinnen und LGBTs
Zum Input von Laura Bäumel:
Rechte Wahlerfolge dominieren in den letzten Jahren und Monaten die mediale Berichterstattung. Dabei wird die Frage nach dem Beitrag von Frauen* an diesen Stimmengewinnen diskutiert und eine zunehmende Affinität von Frauen* zu rechten Parteien festgestellt.
In ihrem Input nimmt Laura Bäumel diese Beobachtung zum Ausgangspunkt und schlägt vor, aktuelle Dynamiken mit dem Konzept der «Retronormativität» zu denken.
Retronormativität beleuchtet sie dabei einerseits als rechte Mobilisierungsstrategie und andererseits als Begehren. Retronormatives Begehren meint insbesondere die nostalgische Referenz auf das frühere Modell des männlichen Alleinverdieners. Dies arbeitet Bäumel anhand der empirischen Forschung zu erwerbstätigen Frauen in steirischen Produktionsstätten heraus. Darauf aufbauend zeigt sie, dass rechte Mobilisierungsstrategien dieses Begehren gekonnt adressieren.

Laura Bäumel ist wissenschaftliche Assistentin am Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft der Universität Zürich. In ihrer Dissertation untersucht sie die Schnittstelle von Produktions- und Reproduktionsarbeit am Beispiel von Fabrikarbeiterinnen in der Steiermark. Sie studierte Europäische Ethnologie und Soziologie in Graz und Berlin.

Zum Input von Patrick Wielowiejski:
Homosexuelle werden zunehmend ins populistische „Wir“ der äußersten Rechten integriert. Der Kulturanthropologe Patrick Wielowiejski hat eine Gruppe schwuler Mitglieder der Alternative für Deutschland (AfD) zwei Jahre lang begleitet. Ausgehend von ihren Erzählungen und Praktiken analysiert er in seiner „Ethnografie der Feindschaft“ die politische Vorstellungswelt der gegenwärtigen Rechten. Dabei wird deutlich, dass (vor allem männliche) Homosexuelle mehr und mehr von rechts integriert werden können, während die Grenze zu queeren und nichtbinären Lebensentwürfen und Praktiken immer schärfer gezogen wird. Zugleich reflektiert Wielowiejski kritisch seine Forschungserfahrungen und ermöglicht so einen nuancierten Einblick in ein politisches Feld, das den demokratischen Zusammenhalt immer mehr bedroht.

Patrick Wielowiejski ist Kulturanthropologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin. Zuletzt koordinierte er dort die DFG-Forschungsgruppe „Recht – Geschlecht – Kollektivität“ und arbeitete an einem Postdoc-Projekt zum Topos der Krise der Rechtsstaatlichkeit im Kontext der polnischen Parlamentswahlen im Oktober 2023. Seine Dissertation mit dem Titel „Rechtspopulismus und Homosexualität. Eine Ethnografie der Feindschaft“ ist im September 2024 im Campus Verlag erschienen (Open Access) und wurde mit dem Humboldt-Preis 2024 ausgezeichnet.


Ort:
Institut für Europäische Ethnologie Wien 
Hanuschgasse 3, 1010 Wien
Seminarraum 1 
Livestream online verfügbar unter: euroethnologie.univie.ac.at

Die Gesprächsreihe Leben in autoritären Zeiten: Kulturwissenschaftliche Analysen und kulturelle Interventionen ist eine Kooperation mit dem Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien und findet im Rahmen des Programms Through the Dark statt.

Volkskundemuseum Wien
Otto Wagner Areal, Pavillon 1
Baumgartner Höhe 1, 1140 Wien

Öffnungszeiten:
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So: 11-17 Uhr
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