Through the Dark

Gesprächsreihe

Berthold Molden (Wien), Karin Fischer (Linz)

Do, 27.03.2025, 17:00
Historische und globale Dimensionen von Neoliberalismus, Faschismus und Autoritarismus: Von Österreich bis Chile.
Zum Input von Karin Fischer
Chile gilt als „Labor“ neoliberaler Transformation. Üblicherweise ist von Ökonomen die Rede, die unter den repressiven Bedingungen der Pinochet-Diktatur ein neoliberales Programm umsetzten, das die Gesellschaft tiefgreifend veränderte. Die Militärdiktatur, die „Chicago boys“ und eine gut organisierte Machtelite sind wichtig, um die Durchsetzung des Neoliberalismus zu verstehen. Die chilenische Erfahrung verdeutlicht aber auch den transnationalen Charakter des organisierten Neoliberalismus und die Vielfalt seiner Ideenwelt. Im Zusammenspiel mit lokalen Denkansätzen und Akteuren – gerade auch abseits der Ökonomie – erzielten sie ihre Wirkmacht. Weit entfernt von einem „pensée unique“, zeigt sich Neoliberalismus als vielgestaltig, multidisziplinär und anpassungsfähig. Es sollte Jahrzehnte dauern, ihn aufzubrechen.

Karin Fischer ist Historikerin und Soziologin und leitet den Arbeitsbereich Globale Soziologie und Entwicklungsforschung am Institut für Soziologie der Johannes Kepler Universität Linz. Sie forscht zu globalen Warenketten, globaler Ungleichheit und zu neoliberaler Transformation und Gegenbewegungen in Lateinamerika.


Zum Input von Berthold Molden
Die Beziehungen proto-neoliberaler Ökonomen – allen voran Ludwig Mises und Friedrich Hayek – zum Faschismus der Zwischenkriegszeit waren wechselhaft. Denker, die der Österreichischen Schule der Nationalökonomie nahestanden, äußerten Sympathien für charismatische Führer und die autoritäre Niederschlagung von Streiks und Protest. Die Arbeiterbewegung galt allgemein als Feind, doch gegenüber staatlicher Planung waren die Haltungen gespalten. Mises lehnte jede Planung ab, Oskar Morgenstern hingegen beriet das austrofaschistische Regime bei dessen korporatistischen Politik. Der Vortrag versucht, dieses Spannungsverhältnis auszuloten und in globale Trends einzuordnen.

Berthold Molden ist als Globalhistoriker in der österreichischen und europäischen Zeitgeschichte ebenso verankert wie in der jüngeren Geschichte Zentralamerikas, Mexikos und der USA. Insbesondere arbeitet er zu ideenhistorischen Verbindungen zwischen diesen Regionen seit dem 19. Jahrhundert. Zurzeit leitet er das Projekt „Viena Latina“.


Ort:
Institut für Europäische Ethnologie Wien 
Hanuschgasse 3, 1010 Wien
Seminarraum 1 
Livestream online verfügbar unter: euroethnologie.univie.ac.at

Die Gesprächsreihe Leben in autoritären Zeiten: Kulturwissenschaftliche Analysen und kulturelle Interventionen ist eine Kooperation mit dem Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien und findet im Rahmen des Programms Through the Dark statt. 

Volkskundemuseum Wien
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