Freud's Dining Room

Möbel bewegen Erinnerung

Fr, 02.10.2015 – So, 10.07.2016
Zwischen zwei Freud-Jubiläen - 120. Geburtstag von Anna Freud und 160. Geburtstag von Sigmund Freud - greift das Volkskundemuseum Wien in Kooperation mit dem Freud Museum London einen bislang kaum beachteten Aspekt in der Geschichte der Familie Freud auf
 
In Form einer Installation in der Schausammlung des Museums zeigt die Ausstellung jene  Möbel, die Anna Freud bei ihrer Emigration nach London mitnahm und untersucht Erinnerungsobjekte in Zeiten der Flucht. Sie sind Form von Substituten bzw. memory objects gegenwärtig und anwesend Elementen, die in ihrer Materialität eine spezifische Geschichte speichern, an sie erinnern und sie vermitteln. Im Museum wird der Erfahrung der erzwungenen Emigration und einer möglichen neuen Bedeutung der Möbel für ihre Besitzerin im Exil nachgespürt.

In London, im heutigen Freud Museum, stehen im ehemaligen Dining Room der Familie Freud fünf Möbelstücke ländlich-alpiner Herkunft. Anna Freud hatte sie um 1930 für ihr Wochenendhaus in Niederösterreich erworben. 1938, nach dem „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland, entschlossen sich die Freuds, Österreich zu verlassen. Zuvor waren Sigmund und Anna Freud wie auch die Institutionen der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung den konsequenten Beraubungsmaßnahmen der neuen Machthaber ausgesetzt. Die Kästen und Truhen aus Hochrotherd konnten jedoch dank Anna Freuds Kollegin und Freundin, der US-Amerikanerin Dorothy Burlingham, aus Österreich ausgeführt werden.

Die Ausstellung spürt der Geschichte dieser Möbelstücke und der Bedeutung für ihre ehemalige Eigentümerin in ihren unterschiedlichen Lebenssituationen und -stationen nach. Die Originale verbleiben in London, Abstraktionen in der Schausammlung des Volkskundemuseums transferieren die Objekte nach Österreich. Mit ihnen will Freuds Dining Room an eine spezifische Geschichte erinnern, die auch eine Geschichte von Gefühlen ist und die Dimensionen einer Vergangenheit enthält, die von Verlust gekennzeichnet ist – im Hier und im Dort.

Kuratorin: Birgit Johler
Gestaltung: Alex Kubik

Birgit Johler ist Kulturwissenschafterin und Ausstellungskuratorin. Seit 2008 arbeitet sie am Österreichischen Museum für Volkskunde, daneben auch in anderen Forschungs- und Ausstellungsprojekten, u.a. zur Geschichte der Psychoanalyse oder seit 2014 im Team zur Neugestaltung der österreichischen Länderausstellung im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau.

Alex Kubik ist Ausstellungsarchitekt (u.a. Wien Museum, Jüdisches Museum), Fotograf und Künstler in Wien.

Johler, Birgit: Freud’s Dining Room. Möbel bewegen Erinnerung = Furniture moves memory.
Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Österreichischen Museum für Volkskunde, 1. Oktober 2015 bis 31. Mai 2016. – Wien : Österreichisches Museum für Volkskunde, 2015. – 24 S., Ill. – (Kataloge des Österreichischen Museums für Volkskunde; 101). – Text dt. u. engl.€ 12,80- bzw. € 8,58 für Mitglieder des Vereins für Volkskunde (jeweils exkl. Versand)


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Freud’s Dining Room
Furniture Moves Memory

Austrian Museum of Folk Life and Folk Art
Laudongasse 15–19, 1080 Vienna
www.volkskundemuseum.at

2. Oktober 2015 – 3. Juli 2016

Today, five pieces of furniture stand in the dining room at the Freud Museum in London; before 1938 they were part of the furnishings at a weekend house owned by Anna Freud and Dorothy Burlingham in Hochrotherd, not far from Vienna. The psychoanalyst and educator purchased the items of decorated furniture in about 1930.
In 1938, as the Nazi system of power was established after the ‘Anschluss’, the Freuds decided to leave Austria. The Vienna Psychoanalytic Association and its institutions had previously been liquidated by the new rulers and its assets had been seized; the ‘debts’ and ‘liquidation costs’ had to be covered by Sigmund and Anna Freud out of their own pockets. When the family left the country from Vienna’s Westbahnhof station on 4 June 1938, their domestic assets were seized in full. The furniture from Hochrotherd was able to be exported from Austria thanks to the American, Dorothy Burlingham.
The exhibition at the Austrian Museum of Folk Life and Folk Art traces the journeys undertaken by these items of furniture and the significance that they held for Anna Freud, in particular in the context of her forced emigration. They, or rather, their abstractions, form the nucleus of an intervention in the museum’s permanent display of furniture.
The exhibition brings this history back to Austria, where it also, and especially, belongs. It wants to remember this history, which is also a history of emotions and one that contains dimensions of a past marked by loss – both here and there.
As an intervention, the exhibition reflects on its own form of presentation and through the objects, made in Vienna, it plays with the ‘aura' of the historical but absent originals.  

Curator: Birgit Johler
Design: Alexander Kubik
Graphics: Lisa Ifsits
Soundscape: Christoph Amann

Exhibition Catalogue
Birgit Johler: Freud’s Dining Room. Möbel bewegen Erinnerung. Furniture Moves Memory. Vienna 2015 (Texts in German and English; translation by Joanna White), 40 pages, colorprint
ISBN978-3-902381-52-1
EUR 12,50
Order: office@volkskundemuseum.at
Volkskundemuseum Wien
Laudongasse 15–19, 1080 Wien
T: +43 1 406 89 05
F: +43 1 406 89 05.88
E: office@volkskundemuseum.at

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Eintritt
frei im ganzen Museum