Fremde im Visier

Fotoalben aus dem Zweiten Weltkrieg

Fr, 14.10.2016 – So, 19.02.2017
Die Ausstellung präsentiert Fotoalben aus dem Privatbesitz ehemaliger Wehrmachtsoldaten. Die Bilder hatten sie oft selbst fotografiert und während oder auch kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zu Alben zusammengestellt.
Im Jahr 1939 besaßen rund zehn Prozent aller Deutschen einen eigenen Fotoapparat. Der Aufforderung des Propagandaministeriums, die Kamera auch im Krieg nicht ruhen zu lassen, folgten viele Soldaten bereitwillig. Neben den Feldpostbriefen sollten auch diese Knipserfotos den Zusammenhalt zwischen Front und Heimat stärken. Anordnung und Kommentare in den Alben verweisen auf die subjektiven Konstruktionen von Kriegserinnerungen. Sie machen deutlich, wie der Krieg gesehen wurde, nicht, wie er war.

Die Fotografien zeigen den direkten Blick deutscher und österreichischer Soldaten auf fremde Menschen, überfallene Landstriche und umkämpfte Kriegsschauplätze. Dargestellt wurden aber auch Kulturdenkmäler in den besetzten Ländern, ebenso wie der Alltag an der Front. Die Sichtweise auf das Fremde war häufig durch die rassistische NS Bildpropaganda geprägt. Dennoch zeichnen die privaten Fotografien ein differenzierteres Bild vom Krieg als die Bilder der Propagandakompanien, die die offizielle Sicht dominierten.

Die Soldaten tauschten ihre Fotos intensiv untereinander aus, sodass die Alben verschiedene Wahrnehmungen des Krieges widerspiegeln. Hinter den zunächst harmlos wirkenden Knipserfotos scheinen Unsicherheit und Angst, aber auch Gewalt und Zerstörung durch Kampfhandlungen auf.

Kuratorinnen
Dr. Petra Bopp studierte Kunstgeschichte in Hamburg und Paris. Sie arbeitet als freie Kunsthistorikerin und Kuratorin in Hamburg und Berlin.

Sandra Starke M.A. studierte Geschichte und Europäische Ethnologie an der Humboldt-Universität Berlin. Sie arbeitet als Fotohistorikerin und Kuratorin in Berlin.

BEGELEITBROSCHÜRE
http://www.fremde-im-visier.de/

Im Rahmen der Ausstellung läuft das Projekt
„IHR ALBUM UNTER DER LUPE“ - Fotoalben als Nach-Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg


Vorträge und Begleitveranstaltungen
Führungen jeden 1. und 3. Sonntag im Monat, 15.00 Uhr

Sonntag, 16. Oktober 2016, 11.30 Uhr
Kuratorinnenführung mit Petra Bopp

Donnerstag, 10. November 2016, 18.30 Uhr
Vida Bakondy: Durch die Schichten des Vergessens. Die Fotoalben der Wiener Hakoah-Schwimmerin Fritzi Löwy (1910–1994) zu Flucht, Exil und Holocaust

Mittwoch, 16. November 2016, 19.00 Uhr
Stephan Matyus: Das Bretstein-Album. Auszeit vom KZ-Alltag

Donnerstag, 24. November 2016, 19.00 Uhr
Ort: Museum auf Abruf, www.musa.at
Beyond the Time, Podiumsgespräch im Rahmen von Eyes On – Monat der Fotografie Wien
www.eyes-on.at

Donnerstag, 12. Jänner 2017, 18.30 Uhr
Christa Hämmerle und Li Gerhalter im Gespräch mit Herbert Justnik: Frauennachlässe aus dem Nationalsozialismus

Mittwoch, 18. Jänner 2017, 18.30 Uhr
Ingo Zechner: Ephemere Filme aus dem Krieg: Private Bilder von Wehrmachtsoldaten

Donnerstag, 2. Februar 2017, 16.00 Uhr
Kuratorinnenführung mit Petra Bopp

Donnerstag, 2. Februar 2017, 19.00 Uhr
Eröffnung der Ausstellung zu „Ihr Album unter der Lupe“

Freitag, 3. Februar 2017, 18.30 Uhr
Petra Bopp: Blick – Gegenblick: Private Kriegsfotografie im Europa des Zweiten Weltkriegs

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Focus on Strangers — Photo Albums of World War II
Opening: Thursday, October 13 th, 2016, 6.30 p.m.


The exhibition presents photo albums from private collections of former Wehrmacht soldiers. The images were largely captured by soldiers themselves and the albums collated during or just after the war. In 1939 about 10 percent of Germans owned a camera. The same year, the ministry of propaganda called upon the population to continue using their cameras in wartime as well, and many soldiers willingly complied. In addition to written correspondence, snapshots taken by the soldiers would serve to strengthen the cohesion between the fronts and ‘back home’. Both the albums’ layout and the written comments structure and construct the memories of former soldiers. They document how the war was seen, rather than what it was actually like. The photos show how German and Austrian soldiers saw foreign civilians and prisoners, tracts of land ravaged by war and combat operations at the front. In addition, the photographs feature images of cultural monuments in the occupied territories and everyday life of the soldiers. The perception of the strangers was often strongly infl uenced by the racist propaganda images with their captions. However, the private images provide a far more nuanced view of the war than the pictures of the propaganda units which refl ect the offi cial view of the war. Due to intense exchanges of photos amongst the soldiers the private albums mirror different constructions of war memories. And, beneath their initially harmless appearance many of the soldiers’ photographs portray not only the uncertainties and fears of their originators but also the violence and destruction of combat operations.



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