Currachs

Boote aus Irland. Vom Arbeitsgerät zum Nationalsymbol

Fr, 17.03.2006 – So, 29.10.2006
Currach ist die Bezeichnung für ein irisches Boot traditioneller Prägung, das bis heute in verschiedenen Varianten gebaut und verwendet wird.
Zunächst bestanden die Boote aus Tierhäuten, die über einen Rahmen aus gebogenen Ästen gespannt wurden. Später ersetzte man die Häute durch gepechte Leinwände, die Äste durch gesägte Bretter, was größere Formate zuließ. Die Boote waren leicht und wendig und wurden für die Fischerei an der irischen Westküste, den Lachsfang in Flüssen, aber auch zum Transport von Menschen und Waren verwendet.

Currachs erleben derzeit eine Renaissance, sowohl in traditioneller Bauweise als auch in Nachbauten aus Fiberglas, wobei die alten Formen beibehalten werden. Sie werden nach wie vor für die Arbeit verwendet, aber auch zur Austragung von Rennen benutzt. Dieser Freizeittauglichkeit und des Zeichencharakters der einzigartigen Boote bedient sich die irische Tourismusbranche, die Currachs zum Nationalsymbol stilisiert. Aufgrund von EU-Regelungen musste kürzlich die nationale Subventionierung des Baus derartiger Boote eingestellt werden, was die Hüter der Traditionspflege auf den Plan ruft.

Das Österreichische Museum für Volkskunde besitzt einen Currach in Originalgröße, der, zusammen mit zwei Bootsmodellen, 1909 in die Sammlung gekommen ist. Die Currach-Ausstellung des Irischen Nationalmuseums für Volkskunde, Castlebar, Co. Mayo, Irland, im Österreichischen Museum für Volkskunde gibt Anlass zur wissenschaftlichen und restauratorischen Beschäftigung mit diesen Objekten und stellt dem Publikum einen hierzulande wenig bekannten Bereich europäischer Kultur vor.

Die Ausstellung des Irischen Nationalmuseums im Österreichischen Museum für Volkskunde geht auf eine europäische Initiative des Slovenski Etnografski Muzej (SEM) in Ljubljana / Slowenien zurück.
Dort präsentierten sich im Jahr 2004/05 dreizehn Museen mit sorgfältig ausgewählten und reflektierten Identitätssymbolen ihres Landes.
Irland beteiligte sich daran mit der vorliegenden Schau über Currachs.
Die irischen Boote rückten ein Objekt der Wiener Sammlung neuerlich in den Blick der Museumsarbeit. Ein Hautboot, das Rudolf Trebitsch, Arzt, Ethnologe und Reisender, 1907 von seiner Reise durch Irland und England mitbrachte und dem Museum übergab, erfährt einen neuen Kontext.
Was zu Anfang des 20. Jahrhunderts als archaische Besonderheit einer vergleichenden Volkskunde in Wien zugetragen wurde, findet heute in Irland als Identifikationssymbol für Tourismus und regionales Selbstverständnis Anwendung.


Das Boot des Rudolf Trebitsch
Die hier präsentierten Objekte und Lichtdrucke sind Teil der so genannten Trebitsch Sammlung des Österreichischen Museums für Volkskunde.
Rudolf Trebitsch (1876 - 1918), Sohn eines Wiener Seidenfabrikanten vom Brillantengrund, war ausgebildeter Arzt, praktizierte aber nie und wandte sich bald der damals noch jungen Volkskunde zu. Er promovierte 1911 über Fellboote und primitive Schiffsfahrzeuge.
Seine Reisen führten Ihn nach Grönland, Irland, Wales, Schottland, Frankreich und Spanien.
Die mitgebrachten Ethnographica hinterließ er dem Völkerkundemuseum und dem Österreichischen Museum für Volkskunde. In das Wiener Phonogrammarchiv gelangten Tonaufnahmen, die er im Zuge seiner sprachwissenschaftlichen Untersuchungen auf einigen Reisen aufzeichnete.


Ausstellung: Séamas Mac Philib
Projektleitung: Margot Schindler, Matthias Beitl
Ausstellungsgestaltung: Christian Sturminger
Ausstellungsgraphik: Wendy Williams
Fotos: Irisches Nationalmuseum, Österreichisches Museum für Volkskunde

Wir danken: Irische Botschaft Wien & Irland Tourismus
Volkskundemuseum Wien
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Eintritt
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