Laufzeit: April 2010 bis Juli 2015

Museale Strategien in Zeiten politischer Umbrüche

Das Österreichische Museum für Volkskunde in den Jahren 1930-1950

Das Österreichische Museum für Volkskunde (ÖMV), gegründet 1895, ist seit 1917 im heutigen Standort, im barocken Palais Schönborn im 8. Wiener Gemeindebezirk untergebracht. Es ist Forschungsgegenstand und Forschungsstätte des FWF-Einzelprojekts, das die Geschichte des Museums aus ethnografisch-kulturanalytischer und museumswissen-schaftlicher Sicht von 1930–1950 erforscht.
Sliderfoto: Vitrine „unbeschädigt“ zum FWF-Workshop, 2013
Foto und Bearbeitung: Alex Kubik 2013

Förderung: Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)
Projektleiter: o. Univ. Prof. Dr. Konrad Köstlin em.
Projektbearbeiterinnen: Mag.a Birgit Johler, Mag.a Magdalena Puchberger
Forschungsstätte: Österreichisches Museum für Volkskunde
Laufzeit: 1. April 2010 bis 31. Juli 2015 (mit Unterbrechungen)

Das Projekt bietet damit erstmals eine umfassende Darstellung einer kulturhistorischen Museumsinstitution in Österreich für die von politischen Umwälzungen geprägten Jahre an und reiht sich überdies ein in die aktuellen Forschungen zu volkskundlichem Wissen, volkskundlicher Wissensproduktion und -popularisierung im 20. Jdt.


Um die Spezifika des sich entwickelnden volkskundlichen und volkskulturellen Feldes in der Stadt und national in der ersten Hälfte des 20. Jhdt. herauszuarbeiten und um die Dimensionen der Politisierung und Ideologisierung volkskundlichen Wissens und volkskundlicher Wissensproduktion auszuloten, begreift das Projekt das ÖMV als einen vielschichtigen Ort:
Es ist zum einen öffentliche Zeige- und Bildungsinstitution mit einer spezifischen Rechtskonstellation (Verein für Volkskunde als Rechtsträger). Zentral für Museum und die wissenschaftlichen AkteurInnen, damit auch für seine inhaltliche und strategische Ausrichtung, sind die Objekte und Sammlungen.
Aus der Perspektive der Dingbedeutungen bzw. mit dem Verständnis der Dinge als Indikatoren kulturellen Wandels werden maßgebliche Konstruktionen und Repräsentationen volkskundlichen Wissens und volkskundlicher Wissensformate analysiert, die ausschlaggebend sind für museale Strategien, Orientierungen und Handlungen.
Ferner versteht das Projekt das ÖMV auch als Ort sozialer und ideologischer Praxis, vor dessen Hintergrund zeitgenössische Ausformungen, Performanzen und Prozesse der (nationalen) Volkskultur und der dieser nahestehenden Wiener Jugend- und Populärkulturen untersucht werden. Für diese multidimensionalen Funktionen des musealen Ortes ist die Beschäftigung mit unterschiedlichen AkteurInnen/ Akteursgruppen (ExpertInnen wie volkskundliche Laiinnen/Laien), die über Objekte und Handlungen Deutungen, Anleitungen und letztlich Normierungen im volkskundlichen und volkskulturellen Feld Wiens und Österreichs anboten bzw. produzierten, relevant.

Von zentraler Bedeutung für das ÖMV und seine Geschichte gestalteten sich die Jahre 1930 bis 1938. In diesen entstand am Haus um die Leitbegriffe „Heimat“ und „Volkstum“ ein Kräftefeld aus Personen, Netzwerken, Strukturen, Objekten, wissenschaftlichen wie kulturellen Formaten, das später, in der NS-Zeit und in den ersten Nachkriegsjahren, in Variationen abgerufen und mobilisiert wurde. Museum(sakteure) wie Trägerverein gingen dank einer inhaltlich und ideologisch flexiblen, d.h. alle politische Systeme des Untersuchungszeitraumes stützenden Haltung – und dies nicht nur aus Kalkül, sondern auch aus ideologischer Überzeugung – unbeschädigt, ja gestärkt hervor.

Workshop „1930-1950. Volkskunde – Museum – Stadt“

Österreichisches Museum für Volkskunde, 7.-8.11.2013
Im November 2013 fand ein zweitägiger Workshop im Volkskundemuseum statt,
bei dem die Projektbearbeiterinnen gemeinsam referierten und auch jeweils einzeln Teilergebnisse aus ihren Themenkomplexen präsentierten. Ziel des Workshops war es, Erkenntnisse und Ergebnisse der Forschungsarbeit vorzustellen und mit FachkollegInnen aus Österreich und Deutschland bzw. KollegInnen aus Nachbardisziplinen (v.a. Geschichte, Zeitgeschichte) und anderen Forschungseinrichtungen (Österreichisches Volksliedwerk) als Vortragende und KommentatorInnen zu diskutieren, um so das Forschungsfeld des Projekts zu erweitern und zu präzisieren. Der Workshop war Teil der Vortragsreihe des Institutskolloquiums des Wiener Universitätsinstitutes.

Ankündigung und Programm Workshop (.pdf)

Tagungsbericht:
Johann Verhovsek: 1930-1950. Volkskunde – Museum – Stadt. 7. Und 8. November 2013, Wien. In: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde LXVIII/117, 2014, S. 124-130.
http://www.volkskundemuseum.at/ozv_jahrgange


Publikationen zum Projekt

Birgit Johler: Gefühl statt Geschichte. Die andere Seite der heimatlichen Krippe. In: Hanno Loewy, Hannes Sulzenbacher (Hg.): Endstation Sehnsucht. Eine Reise durch Jeruschalajim – Jerusalem – Al Quds. Berlin: Parthas 2015, S. 287-297. ISBN 978-3-86964-107-2.

Birgit Johler und Magdalena Puchberger: „… das schöne Museum endlich der Zukunft zu erschließen“. Kontexte und Positionierungen im österreichischen volkskundlichen Feld nach 1945. In: Johannes Moser (Hg.): Zur Situation der Volkskunde 1945-1970. Orientierungen einer Wissenschaft zur Zeit des Kalten Krieges. Münster 2015, S. 205-226. ISBN 978-3-8309-3258.

Birgit Johler und Magdalena Puchberger:  „erlebnismäßigen Zusammenhang mit dem Volke.“ Volkskunde in der Laudongasse zwischen Elite und Volksbewegung.“ In: Brigitta Schmidt-Lauber, Jens Wietschorke (Hg.): Wiener Urbanitäten. Kulturwissenschaftliche Ansichten einer Stadt (=Ethnographie des Alltags, Bd.1). Wien 2013, S. 68-93. ISBN 978-3-205-79461-5.

Magdalena Puchberger: Urbane Heimatkultur als ideologische und soziale Schnittstelle in der Ersten österreichischen Republik. In: ÖZV LXVI (115), 3+4, 2012, S. 293-324. ISSN 0029-9668. http://www.volkskundemuseum.at/ozv_jahrgange

Birgit Johler: Behagen in der Kultur. Museologische Praktiken des Museums für Volkskunde im Wien der 1930er Jahre. In: Reinhard Johler, Christian Marchetti, Bernhard Tschofen, Carmen Weith (Hg.): Kultur_Kultur. Denken, Forschen, Darstellen. 38. Kongress  der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde in Tübingen 21.-24. September 2011. Münster 2013, S. 131-141. ISBN 978-3-8309-2847-8.

Magdalena Puchberger: „Erlebnis-Sphäre“ Volkskunde. Das Museum für Volkskunde in Wien als Ort ideologischer Praxis. In: Reinhard Johler u.a. (Hg.): Kultur_Kultur. Denken, Forschen, Darstellen. 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde in Tübingen 21.-24. September 2011. Münster 2013 S. 109-118. ISBN 978-3-8309-2847-8.

Magdalena Puchberger: ‚Reines’ Vergnügen. Populäre Unterhaltung in der Wiener Heimat- und Volkskultur der 1930er Jahre. In: Christoph Bareither, Kaspar Maase u.a (Hg.): Unterhaltung und Vergnügen. Beiträge der Europäischen Ethnologie zur Populärkulturforschung. Würzburg 2013, S. 130-147. ISBN 978-3-8260-5183-8.

Birgit Johler und Magdalena Puchberger: Wechselwirkungen. Die vielfältigen Beziehungen des Österreichischen Museums für Volkskunde zu Niederösterreich in der Zwischenkriegszeit. In: schaufenster Kultur.Region: Nachrichten aus der Kultur.Region Niederösterreich, Juni 2013, S. 32-33. ISSN 1680-3434.

Birgit Johler, Barbara Staudinger: Die Universität im Museum. Eine Ausstellung jüdischer Dinge im Österreichischen Museum für Volkskunde. In: neues museum 12, 3&4, 2012, S. 63-68. ISSN 1015-6720.
http://www.museumsbund.at/uploads/neues_museum_archiv/2012_3_4.pdf

Birgit Johler: Sommerfrische und Bergfreiheit im Zeichen deutscher nationaler Identität. In: Christian Maryska, Michaela Pfundner (Hg.): Willkommen in Österreich. Eine sommerliche Reise in Bildern. Wien 2012, S. 54-59. ISBN: 978-3-99300-076-9.

Birgit Johler: Museologie. Skizzen zu einer Wissenschaft und ihren Berufsfeldern. In: Österreich in Geschichte und Literatur 56, Heft 2 (Europäische Ethnologie), 2012, S. 186-197.

Birgit Johler, Hermann Hummer, Herbert Nikitsch: Die Bibliothek des Österreichischen Museums für Volkskunde. Ein Vorbericht. In: Bauer, Bruno, Köstner, Christina, Stumpf, Markus (Hg.): NS-Provenienzforschung an österreichischen Bibliotheken. Anspruch und Wirklichkeit (= Schriften der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare, 10). Graz u.a. 2011, S. 459-478. ISBN 978-3-85376-290-5. http://eprints.rclis.org/17821/

Birgit Johler, Barbara Staudinger (Hg.): Von Dreideln, Mazzes und Beschneidungsmessern. Jüdische Dinge im Museum (= Objektei m Fokus, 1). Wien 2011. ISBN 978-3-902381-17-0.

Birgit Johler, Barbara Staudinger: Gesammelt, verräumt, vergessen. Jüdische Dinge im Österreichischen Museum für Volkskunde. In: Dies. (Hg.): Von Dreideln, Mazzes und Beschneidungsmessern. Jüdische Dinge im Museum (= Objektei m Fokus, 1). Wien 2011, S. 15-33. ISBN 978-3-902381-17-0.

Magdalena Puchberger: Verdichtungen. Aspekte von Atmosphäre und Volkskunde in der österreichischen Zwischenkriegszeit. In: kuckuck. Notizen zur Alltagskultur, 02, 26, 2011, S. 52-56.

Birgit Johler: Das Österreichische Museum für Volkskunde in Zeiten politischer Umbrüche. Erste Einblicke in eine neue Wiener Museumsgeschichte. In: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde LXII (111), 3, 2008, S. 229-263. ISSN 0029-9668.
http://www.volkskundemuseum.at/ozv_jahrgange

Sliderfoto: © Alex Kubik 2013
Volkskundemuseum Wien
Laudongasse 15–19, 1080 Wien
T: +43 1 406 89 05
F: +43 1 406 89 05.88
E: office@volkskundemuseum.at

Hildebrandt Café
T: +43 1 406 89 05.10
E: hi@hildebrandt.cafe
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Öffnungszeiten
Museum:
Di bis So, 10.00 bis 17.00 Uhr
Führungen und Programm: Termine
Bibliothek:
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SchönDing Shop | Café:
Di bis So, 10.00 bis 17.00 Uhr

Hildebrandt Café:
Di bis So, 10.00 bis 18.00 Uhr
Mostothek:
Di, ab 17.00 Uhr


Eintritt
frei im ganzen Museum