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Schuchardt, Hugo

Belegsammlung zur Sachwortforschung


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„Wie einem Sein oder Geschehen der Satz, so entspricht einer Sache das Wort; nur ist die Beziehung nicht umkehrbar. Ich kann fragen: wie heißt die Sache? Ich muß fragen: was bedeutet dieses Wort? Die Sache besteht für sich voll und ganz; das Wort nur in Abhängigkeit von der Sache, sonst ist es ein leerer Schall. Die Etikette an einer Pflanze oder an einer Weinflasche kann mich nichts lehren, wenn sie von dem Platze, an dem sie befestigt war, sich verirrt hat; die Pflanze und der Wein sind auch ohne Etikette einer gründlichen Erkenntnis zugänglich; der Spruch: ‚Nomina si nescis, perit et cognitio rerum‘, von LINNE mit gutem Grunde zitiert, gilt nur in einem beschränkten Sinne. Also im Verhältnis zum Wort ist die Sache das Primäre und Feste; das Wort ist an sie geknüpft und bewegt sich um sie herum.“ (Schuchardt, Hugo. 1912. Sachen und Wörter. In Anthropos 7: S. 829 f).

Hugo Schuchardt (1842-1927) hatte von 1876 bis zu seiner Pensionierung 1900 die Professur für Romanische Philologie an der Universität Graz inne und blieb dort und in zahlreichen Akademien bis zu seinem Tod 1927 wissenschaftlich außergewöhnlich aktiv. Im Rahmen seiner Sachen-und-Wörter-Forschung, die kulturgeschichtliche mit linguistischen Aspekten verknüpfte und zu der er auch rege publizierte, legte er sich eine Sammlung von Gegenständen an, so z.B. von Spindeln, Haspeln, Dreschflegeln, Kreiseln, Fischereigerät und Fischnetzen. Diese wurden ihm von wissenschaftlichen Korrespondenten zugesandt, von Freunden überbracht oder er nahm sie selbst von seinen Reisen mit. Die Dinge waren somit Teil seines wissenschaftlichen Netzwerks und seiner wissenschaftlichen Produktion.

Nach Schuchardts Tod gelangte seine Sammlung zusammen mit seiner Bibliothek testamentarisch an die Universitätsbibliothek Graz. Das Volkskundemuseum erhielt das Konvolut 1959 als Schenkung, damals in Unkenntnis der tatsächlichen Bestände noch als Sammlung baskischer Objekte bezeichnet und in zwei großen Reisekoffern per Spedition von Graz nach Wien geliefert. Eine erste Bearbeitung fand 1966 durch Klaus Beitl statt, die Sammlung belegt die Inventarnummern ÖMV/63.391 bis 63.577 (187 Positionen mit Subnummern).

Im Rahmen des Projekts "SachenWörterWörterSachen" wurden die Objekte neuerlich bearbeitet, die teilweise auf den Gegenständen vorhandenen Aufschriften entschlüsselt, Dinge mit unklarer Verwendung identifiziert, Herkunftsorte geklärt und Erwerbungsverläufe rekonstruiert. Die Sichtung betreffender Korrespondenz und einschlägiger Manuskripte im Nachlass Schuchardts lieferte weitere Zuordnungshinweise – leider wurde bis dato kein Originalverzeichnis seiner Sammlung gefunden. So konnten viele Gegenstände wieder in ihrer lokalen, aber auch historischen Provenienz verortet und als Wissensspeicher lesbar gemacht werden.

Die Webedition der Sammlung liefert nun zusätzlich zu den beschreibenden museologischen Daten aller Objekte umfangreiche Verlinkungen zu den in der Webedition des Hugo-Schuchardt-Archivs editierten Korrespondenzen und Publikationen. Somit wurden die verschiedenen Teile des Schuchardt-Nachlasses virtuell wieder zusammengeführt und rekontextualisiert, was bei der weiteren Aufarbeitung des wissenschaftlichen Œuvres Schuchardts aus Netzwerkperspektive einen erheblichen Erkenntnisgewinn verspricht.

In der Webedition umfasst Schuchardts Sammlung 194 Positionen. Gleichförmige Angelhaken für Tintenfische, die unter einer Inventarnummer zusammengefasst waren, haben nun eigene Datenblätter. Auch die beiden Reisekoffer sind Teil der Sammlungspräsentation und ein bisher nicht inventarisiertes Fischnetzmuster, das den Herkunftsakten beilag, wurde mit einer Inventarnummer versehen.

Projekt "SachenWörterWörterSachen"
Entwicklung eines Online-Archivs zur Präsentation der Museumssammlungen, Aufarbeitung der Schuchardt-Sammlung, Webedition der Objektdaten und Verlinkung mit relevanten schriftlichen Ressourcen des Hugo-Schuchardt-Archivs

Laufzeit: 1.1.2014 bis 31.10.2015

Projektleitung: Elisabeth Egger
Projektteam: Monika Habersohn (Korrektorat), Elisabeth Hammerschmid (Objektmanipulation), Elisabeth Lukas (Bearbeitung Fischnetze, Projektevaluierung), Andreas Schmid (Objektmanipulation)
Technische Realisierung: Jart IT-Dienstleistungs- und HandelsgmbH, M-BOX GmbH
Restaurierung Fischnetze: Britta Schwenck
Aufbewahrungs- und Präsentationskonzept Fischnetze: Universität für angewandte Kunst Wien, Institut für Konservierung und Restaurierung
Objektfotografien: www.diekunstreproduzenten.com; Birgit&Peter Kainz, faksimile digital; Christa Knott

Eine Kooperation mit dem Institut für Sprachwissenschaft der Universität Graz / FWF-Projekt „Netzwerk des Wissens“ (Projektnummer P 24400-G15, Projektleitung Bernhard Hurch)

Förderung durch die Professor Dr. Hugo Schuchardt'sche Malvinenstiftung

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Volkskundemuseum Wien
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